Judith Waldmüller
ist Obermeisterin der Innung des Maßschneiderhandwerks Nürnberg-Fürth-Erlangen.
Mathematik
Wer einen Beruf in der Mode- und Bekleidungsindustrie ergreifen möchte, ganz gleich ob Handwerk oder Industrie, muss rechnen können. Für die Kalkulation des Materialbedarfs und für die Berechnung der Schnittkonstruktion sind gute Mathematikkenntnisse und räumliches Vorstellungsvermögen dringend nötig.
Freude an Kunst und Werken
Erfahrungen und Freude an praktischer Arbeit aus den gestalterischen Schulfächern wie Werken und Kunst sind beispielsweise beim Gestalten und Zeichnen von Entwürfen klar von Vorteil.
Umgang mit Computerprogrammen
In der Modeindustrie werden Modelle und Schnitte zunehmend mit speziellen Computerprogrammen erstellt. Arbeitest du in der Vorbereitung der Produktion, die häufig im Ausland stattfindet, wird die Arbeit mit dem PC immer wichtiger.
Handwerkliches Geschick und technisches Verständnis
In vielen Berufen der Modebranche wird noch sehr viel per Hand erledigt. Das fängt bei Zeichnungen an und hört bei akkuraten Nähten, ob mit Maschine oder per Hand, auf. Technisches Verständnis wiederum erleichtert dir die Umsetzung von Schnittteilen in Modellteile, wie Taschen, Kragen und Ähnliches, sowie den Umgang mit diversen Nähmaschinen.
Geduld
Geduld und Konzentration braucht man beim sorgfältigen Arbeiten an der Nähmaschine, beim exakten Zuschneiden von Stoffen, beim Zeichnen von Modellen und Schnitten, bei anspruchsvollen Handarbeiten, nicht selten aufwendigen Schmuckarbeiten und nicht zuletzt beim Umgang mit Kunden.
Geschmack, Stil und Kreativität
Ästhetik und Schönheit sind in der Modewelt nicht wegzudenken. Ein Azubi sollte also schon merken, wenn Farben nicht zusammenpassen oder bestimmte Formen am Körper einfach ungünstig wirken. Die Begeisterung für Mode und eigene kreative Ideen sind für den Erfolg in dieser Branche unerlässlich.
reparieren und ändern Kleidungsstücke nach den Wünschen der Kunden/Kundinnen. Sie trennen Nähte auf, schneiden Stoffe zu, bringen auch Verzierungen an und bügeln die Kleidungsstücke abschließend. Sie müssen also mit Nadel und Faden genauso geschickt umgehen können wie mit Nähmaschinen und Bügelautomaten.
wirken bei der Planung, dem Entwurf und der Gestaltung von Modellen mit und helfen bei der konkreten Umsetzung von Entwurfszeichnungen in Schnittvorlagen, die später als Muster für die Produktion dienen. Sie überwachen auch die Fertigung mit. Da Bekleidung häufig im Ausland gefertigt wird, sind Fremdsprachenkenntnisse hilfreich.
entwerfen und gestalten Modelle, Modelinien und Kollektionen für Bekleidungen aller Art. Sie setzen Entwurfszeichnungen in Modellschnitte um und entwickeln einen produktionsreifen Schnitt. Dafür brauchen sie umfangreiches Wissen über Formen und Farben und über die neuesten Trends in Sachen Mode.
verarbeiten industriell Leder zu Schuhoberteilen oder zu anderen Gebrauchsartikeln aus Leder, zum Beispiel Taschen. Sie bringen zudem Ziernähte und andere Verzierungen an. Hättest du gedacht, dass sie auch Lederbekleidung, zum Beispiel Motorradschutzbekleidung, herstellen?
verarbeiten Felle und Leder nach vorgegebenen oder eigenen Entwürfen zu Kleidungsstücken. Dafür schneiden sie Felle und Leder zu und vernähen beziehungsweise verkleben die Teile. Die Anprobe durch den Kunden zeigt, ob das Kleidungsstück perfekt sitzt und die Zeichnung der Felle gut zur Geltung kommt. Kürschner/innen geben auch Tipps zur Pflege der Pelzkleidung.
stellen nach eigenen oder vorgegebenen Entwürfen Kleidung für ihre Kunden her. Sie beraten sie bei der Auswahl von Formen, Stoffen und Farben und nehmen genau Maß von ihnen. Ganz individuell für jeden Kunden, jede Kundin und jeden Anlass werden die Kleidungsstücke so geschneidert, dass sie später wie angegossen sitzen.
stellen die unterschiedlichsten Schuhe von Pumps bis hin zu Winterstiefeln her. Sie fertigen individuelle Maßschuhe an, arbeiten aber auch Schuhe oder andere Lederwaren um oder bessern diese aus. Außerdem beraten sie Kunden/Kundinnen, die Probleme mit ihren Füßen haben, und fertigen Fußstützen an.
fertigen nach eigenen Vorgaben oder nach Kundenwunsch Filz-, Stroh- oder Lederhüte, Stoffmützen und andere Kopfbedeckungen an. Mit großem handwerklichen Geschick und einem guten Gespür für Formen und Farben erschaffen sie so richtige kleine Kunstwerke für den Kopf. Auch in den Kostümabteilungen von Filmstudios sind sie zu finden.
stellen individuell angepasste Schuhe für Menschen mit Fußschäden oder -erkrankungen her. Sie beraten ihre Kunden/Kundinnen nicht nur hinsichtlich Form und Material für die Schuhe, sondern auch, was Hilfsmittel wie Einlagen angeht. Hättest du gewusst, dass sie bei Diabetikern außerdem die medizinische Fußpflege durchführen?
stellen Schuhe industriell her. Die Einzelteile, aus denen später ein Schuh wird, schneiden oder stanzen sie aus. Computergesteuerte Maschinenanlagen fertigen aus diesen Einzelteilen die Schuhe. Modische Accessoires wie Schnallen oder Knöpfe werden in Handarbeit hinzugefügt.
beherrschen verschiedene Techniken: Durch Nähen, Kleben und Schweißen entsteht aus Stoffen und Zubehör das fertige Kleidungsstück. Hierzu gehört auch Funktionskleidung, die vor Kälte schützt oder sogar über eingearbeitete Elektronik Informationen weiterleitet.
sind unentbehrlich für die Serienproduktion von Bekleidung. Sie fertigen Prototypen, berechnen den Bedarf an Stoffen und schneiden diese zu. Auch die Arbeitsvorbereitung für den Start der Serienproduktion und die Qualitätskontrolle der gefertigten Kleidung gehören zu ihren Aufgaben.
entwerfen und fertigen Einzelstücke wie Pullover oder verzieren Bekleidung, zum Beispiel durch Stickereien. Sie stellen auch Textilien her, die zu Bekleidung verarbeitet werden oder mit denen Bekleidung verziert wird.
sind die Spezialisten/Spezialistinnen für Sauberkeit und Hygiene. Sei es der Soßenfleck auf der Krawatte oder die Krankenhauswäsche – Textilreiniger/innen erkennen auf den ersten Blick, wie sie die Kleidungsstücke und Textilien behandeln müssen. Hast du gewusst, dass sie Textilien durch Imprägnierung wasserfest machen können?
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher.
Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie
Frage: Herr Dr. Mazura, was ist in den nächsten Jahren in der Modebranche zu erwarten?
Dr. Uwe Mazura: Deutsche Modemarken haben einen hervorragenden Ruf in aller Welt. Ein Großteil der Bekleidungsproduktion findet zwar im Ausland statt, aber auch hierzulande gibt es in der Branche vielfältige Aufgaben. Die Kollektionen werden ja weiterhin in Deutschland entworfen. Hier braucht man also kreative Köpfe. Da die Modebranche ein Teilbereich der viel größeren Textilbranche ist, sind Wechsel zwischen den Bereichen möglich. Spannende Tätigkeiten gibt es aber auch im technischen Bereich, zum Beispiel als Anlagenführer. Diese spielen eine wichtige Rolle im Produktionsprozess.
Umweltfreundlich und aus der Region
Bekleidung aus Bio-Materialien wird immer beliebter. Bei deren Anbau werden beispielsweise keine giftigen Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Ebenfalls gefragt bei umweltbewussten Kunden sind heimische Naturfasern. Dazu gehören etwa Flachs, Hanf oder Leinen. Die benötigen keine künstliche Bewässerung und müssen nicht erst um die Welt transportiert werden. Das ist gut für die Umweltbilanz – und auch für kreative Designer/innen. Für die ergeben sich mit diesen Materialien ganz neue Möglichkeiten.
Vermessen mit dem Scanner
Technische Hilfsmittel sind auch im handwerklichen Bereich keine Besonderheit mehr. Orthopädieschuhmacher/innen beispielsweise benutzen 3-D-Scanner, um die Füße ihrer Kundinnen und Kunden zu vermessen. So können sie passgenaue Einlagen für orthopädische Schuhe herstellen. Ebenfalls eine interessante Zukunftstechnologie: Bodyscanner für die Änderungsschneiderei. So entfiele das langwierige Messen mit dem Maßband. Bleib am Ball, was solche technischen Neuheiten betrifft. Das kann dir berufliche Vorteile verschaffen!
Für die Gesundheit
Wusstest du, dass Kleidung heute mit Elektronik vernetzt wird? So gibt es im Krankenhaus Bekleidung, in die Sensoren eingearbeitet sind. Diese können unter anderem den Herzschlag von Patienten überwachen. Experten sprechen von „smarten“, also „intelligenten“ Kleidungsstücken. In dem Bereich gab es zuletzt viele Neuheiten. Ein einfaches Beispiel sind Mützen mit eingenähten Kopfhörern. Beim Joggen können sie nicht mehr verrutschen.
Mit Maschinen und per Hand
Fachleute in der Bekleidungsindustrie benötigen heutzutage handwerkliches Geschick und technisches Verständnis zugleich. Größere Bekleidungsfirmen fertigen vor allem mit Maschinen. Das beginnt schon bei den Entwürfen: Am Computer entstehen millimetergenaue Schnittmuster. Diese werden automatisch an die Fertigung weitergeleitet. Dort schneidet beispielsweise ein Laser den Stoff exakt zu. Doch auch Handarbeit ist in manchen Bereichen nach wie vor gefragt. Perlen oder andere Details müssen händisch angenäht werden. Vor allem bei hochwertiger Mode ist das der Fall.