Erdal Karabulut
ist Azubi-Fachkoordinator bei der DB Netz AG.
Handwerkliches Geschick
Im Bereich Tiefbau – etwa dem Gleisbau – hast du täglich mit unterschiedlichen Materialien und Arbeitsaufträgen zu tun: Stahl wird mit der Flex aufgetrennt, Holz zugeschnitten und verbaut oder Beton gemischt und in Schalungen gegossen. Damit alles flott und sachgemäß ausgeführt wird, brauchst du neben dem nötigen Fachwissen auch eine gute Portion handwerkliches Können.
Beobachtungsgenauigkeit und Verantwortungsbewusstsein
Beobachtungsgenauigkeit brauchst du, um zum Beispiel Schwachstellen im Streckennetz zu erkennen und die richtigen Maßnahmen vorzuschlagen. Dabei sollte dir stets klar sein, dass du auf der Baustelle die Verantwortung für dich und deine Kolleg*innen trägst und für die Fahrgäste, die in den Zügen sitzen.
Technisches Verständnis
Hochmoderne Maschinen und Geräte nehmen dir einen Großteil der körperlichen Arbeit ab. Daneben werden sensible Messgeräte eingesetzt, die kleinste Fehler in der Konstruktion eines Bauwerks finden. Um all diese Maschinen richtig einzusetzen, solltest du ein Gespür für Technik mitbringen. Wie du mit digitalen Messmitteln umgehst, lernst du in deiner Ausbildung, genauso wird dir vermittelt, wie du die Messergebnisse auswertest.
Teamfähigkeit
Alleine sind die Arbeiten auf der Baustelle nicht zu schaffen. Wer gerne im Team arbeitet, selbstständig handeln und Entscheidungen treffen kann, ist in diesem Bereich genau richtig.
Flexibilität und Mobilitätsbereitschaft
Wenn du flexibel bist, kannst du dich schnell auf neue Arbeitsaufgaben und unvorhergesehene Situationen auf der Baustelle einstellen. Flexibilität wird später im Beruf zudem im Hinblick auf die Einsatzorte erwartet. Im Bereich Gleisbau gilt es zum Beispiel ein Streckennetz von über 34.000 km zu warten und instand zu halten.
stellen im Tiefbau unterschiedliche Asphaltmischungen her und verwenden diese beispielsweise zur Abdichtung von Tunneln oder als Fahrbahnbelag. Übrigens arbeiten Asphaltbauer/innen nicht nur im Tiefbau, sondern dichten auch Parkdecks, Balkone oder Dachterrassen ab.
bedienen verschiedene Baugeräte wie etwa Planierraupen, Walzen und Betonmischmaschinen. Außerdem erledigen sie kleinere Reparaturen an den Maschinen.
bauen oder sanieren Brunnen. Mit Probebohrungen stellen sie fest, wo gutes Trinkwasser zu finden ist. Dann richten sie die Baustelle ein, bohren Brunnenschächte, verlegen Rohre und bauen Pumpwerke ein, um das Wasser nach oben zu befördern. Wusstest du, dass sie Brunnen nicht nur mit Bürsten, sondern auch mit Ultraschall reinigen?
unterstützen Ingenieure/Ingenieurinnen dabei, neue Straßen, Tunnels und Brücken zu bauen und das vorhandene Straßen- und Verkehrswegenetz zu erhalten. Sie kontrollieren und vermessen das Gelände, fertigen Bauzeichnungen an, kalkulieren Materialbedarf und Kosten und überwachen den Bau. Übrigens organisieren sie auch den Winterdienst.
konzipieren gemeinsam mit Ingenieuren/Ingenieurinnen Anlagen zur Wasserver- und -entsorgung. Außerdem legen sie Wasserschutzgebiete fest.
bauen, erneuern und erhalten Schienennetze. Sie kontrollieren Gleisanlagen, verlegen Gleise und Weichen und erneuern das Gleisbett. Dabei arbeiten sie oft unter Zeitdruck, da die Verkehrswege nicht lange blockiert werden sollen.
legen unter der Erde Abwasserleitungen. Sie mauern und betonieren auch Schächte für den Einstieg in den Kanal oder setzen sie aus Fertigteilen zusammen. Hast du dir überlegt, dass mitunter auch starke Gerüche zu diesem Beruf gehören?
stellen Rohrleitungssysteme für Wasser, Gas, Öl oder Fernwärme her. Mit speziellen Lecksuchgeräten orten sie auch Rohrbrüche, beheben diese und entfernen Ablagerungen in den Leitungen. Auch bei Vermessungsarbeiten wirken sie mit.
erstellen besonders tragfähige Fundamente, zum Beispiel für Brücken oder Hochhäuser. Mittels Bohrungen entnehmen sie auch Bodenproben, untersuchen diese auf ihre Zusammensetzung und planen ihre weitere Arbeit entsprechend. Häufig sind sie in ganz Deutschland unterwegs.
stellen den Unterbau und den Belag von Straßen, Geh- und Fahrradwegen, Fußgängerzonen und Plätzen her. Sie verlegen auch die Bordsteine und halten die Verkehrswege instand. Wusstest du, dass sie auch Landebahnen von Flugplätzen bauen?
arbeiten bei der Planung von Bauleistungen mit, zum Beispiel von Straßen- und Verkehrswegen, und überwachen die Durchführung. Wusstest du, dass sie auch Boden- und Materialproben entnehmen und diese untersuchen?
stellen Baugruben, Gräben sowie Verkehrswege und Verkehrsflächen her, bauen Ver- und Entsorgungssysteme ein und führen Tiefbohrarbeiten durch. Wusstest du, dass du die Ausbildung noch ein Jahr fortsetzen und so je nach Schwerpunkt beispielsweise einen Abschluss als Straßen-, Gleis- oder Kanalbauer/in erwerben kannst?
warten Kanäle und Küstenabschnitte. Zum Beispiel kontrollieren sie regelmäßig die Wassertiefe durch sogenannte Peilungen.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher.
Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Sebastian Geruschka, Geschäftsführer Bundesfachgruppe des Straßen- und Tiefbaugewerbes
Frage: Herr Geruschka, wie sieht die Zukunft für den Straßen- und Tiefbau aus?
Sebastian Geruschka: Technik und Digitalisierung schreiten auch im Straßen- und Tiefbau weiter voran. Maschinen werden immer stärker vernetzt und interaktiv gesteuert. Unterstützt wird die kommende Erneuerung und Unterhaltung unserer Straßen durch modernere und umweltfreundlichere Geräte. Diese bauen die Asphaltbeläge schneller und effizienter ein, auch in mehreren Schichten gleichzeitig. Dabei kommunizieren die Maschinen untereinander und mit den Menschen. Sie werden über das Internet gesteuert und effizient eingesetzt, um zum Beispiel Lärm und Abgase zu verringern und die Bauzeiten zu verkürzen. Hier werden in den kommenden Jahren viele gut ausgebildete, qualifizierte und technikbegeisterte Fachkräfte gebraucht.
Wärme aus der Tiefe
Geothermie – also Erdwärme – wird auch für Privathäuser immer beliebter. Dabei nutzt man die Temperaturunterschiede in verschiedenen Erdtiefen. Damit lassen sich zum Beispiel Wärmepumpen betreiben. Die nötigen Leitungen reichen in eine Tiefe bis zu 100 Meter. Die erforderlichen Bohrarbeiten sind bereits heute die Aufgabe von Brunnenbauern. In Zukunft könnten diese Arbeiten noch häufiger werden.
Alte Reifen für den Straßenbau
Auch im Straßenbau wird Recycling wichtiger. Abgetragener Asphalt etwa wird vor Ort wieder als Untergrund verwendet. Aber auch anspruchsvollere Materialien für den Straßenbau bestehen immer häufiger aus wiederverwerteten Rohstoffen: zum Beispiel aus alten Autoreifen. Das Gummi der Reifen kann nämlich für die Versiegelung der Fahrbahndecke verwendet werden. Straßenbauer/innen haben zukünftig mehr mit solchen Recycling-Baustoffen zu tun. Dabei müssen sie wissen, wo das Material eingesetzt und wie es verarbeitet werden kann.
Carbon im Brückenbau
Immer mehr Hightech-Materialien werden auch im Tiefbau eingesetzt. Ein Beispiel ist Carbonbeton. Dieser eignet sich zum Beispiel für den Brückenbau. Bei Pfeilern werden, anstelle von Stahl, Carbonfasern mit Beton vergossen. Das macht die Konstruktion nicht nur langlebiger, sondern auch günstiger. Eine dicke Betonaußenschicht zum Schutz der Stahlbewehrung ist überflüssig. Es bleibt spannend, welche neuen Materialien zukünftig eingesetzt werden.
Erdrakete statt Bagger
Strom, Wasser, Wärme werden in jedem Haus benötigt. Die entsprechenden Rohre und Leitungen zu den Grundstücken zu bringen, ist nicht immer einfach: Dafür müssen beispielsweise Straßen aufgegraben werden. Das verursacht zusätzliche Kosten. Um das zu vermeiden, werden immer mehr Leitungen unterirdisch verlegt – also ohne Baggereinsatz. Dafür wird eine druckluftgetriebene „Erdrakete“ eingesetzt. Einmal gestartet, lässt sich diese aber nicht mehr steuern. Das kann sich mit fortschreitender Technik ändern.