Frank Lammer
ist Leiter des Berufsbildungszentrums Textil/Informatik bei der Fördergesellschaft für berufliche Bildung Plauen Vogtland e.V.
Mathematik und Physik, Werken und Textiles Gestalten
Bei Berufen mit technischen Textilien brauchen Azubis unbedingt gute Mathe- und Physikkenntnisse, zum Beispiel über die Elastizität und Festigkeit von Stoffen. In der Heimtextilindustrie ist Wissen in den Fächern Werken und Textiles Gestalten wichtig, etwa bei der Gestaltung von Entwürfen.
Finger- und Handgeschick
Bei filigranen Arbeiten wie beim Nähen mit feinem Garn und dünner Nadel oder beim Sticken braucht man Finger- und Handgeschick.
Technisches Verständnis, handwerkliches Geschick
Ein Azubi muss nicht nur mit Nadel, Faden und Stoffen umgehen können, seien es feine Gardinen oder grobe Planen, sondern auch mit Maschinen. Diese sind heutzutage sogar meist computergesteuert, also sollte auch ein gewisses Interesse an moderner Technik da sein. Im Übrigen kann die Arbeit an Maschinen ganz schön anstrengend sein, eine gewisse körperliche Fitness ist also nicht schlecht.
Sinn für Ästhetik
Um Kunden stilsicher beraten zu können, ist ein Sinn für Ästhetik wichtig. Man sollte zum Beispiel wissen, welche Farben gut zusammenpassen.
Kundenwünsche respektieren
Gerade in der Textilbranche ist die Berücksichtigung von Kundenwünschen ein wichtiger Teil der Arbeit. Die Kundenberatung nimmt viel Zeit ein. Nur wenn die Kunden am Ende zufrieden sind, kommen sie wieder. Das ist auch für die wirtschaftliche Lage eines Betriebes nicht zu unterschätzen.
reparieren und ändern Kleidung und Heimtextilien nach Kundenwunsch, beraten über die Änderungsmöglichkeiten und beziffern entstehende Kosten. Zu ihren Tätigkeiten gehören das Auftrennen von Nähten und das Zuschneiden von Stoffen, sie bringen Verzierungen an und bügeln Textilien.
arbeiten beim Entwurf und der Fertigung von Kleidung, aber auch von Tisch- und Bettwäsche mit. Nach Vorgaben von Gestaltern erstellen sie Schnittmuster und wählen Stoffe und Zubehör aus. Sie erstellen auch Arbeitspläne für die industrielle Fertigung und führen Qualitätskontrollen durch.
entwerfen und gestalten Textilien – von Jacken und Hosen bis hin zu Accessoires wie Schals. Sie kreieren Einzelstücke oder ganze Kollektionen. Dabei achten sie auf die aktuellen Modetrends. Wusstest du, dass sie auch Serienproduktionen koordinieren und kontrollieren?
bringen Innenverkleidungen in Fahrzeugen an, beziehen Polster oder reparieren aufgeplatzte Ledersitze. Sie verarbeiten Textilien, aber auch Leder und andere Polstermaterialien. Sie bauen nicht nur Polstersitze ein, sondern verlegen auch elektrische Leitungen.
gestalten individuelle Kleidungsstücke für jeden Kunden und jeden Anlass. Sie erstellen diese aus Wolle, Baumwolle, Seide, Leinen, Leder oder synthetischen Fasern. Damit die Kleidung perfekt sitzt, nehmen sie am Kunden Maß.
stellen Filz-, Stroh- oder Lederhüte, Stoffmützen und andere Kopfbedeckungen her. Mit großem handwerklichen Geschick und einem guten Gespür für Formen und Farben entstehen so individuelle Kunstwerke für den Kopf.
nähen Vorhänge, Kissenhüllen und Bettüberwürfe für die Dekoration von Räumen. Nach Vorlagen nähen sie Stoffe per Hand oder Maschine zusammen und bringen Verzierungen an. Hättest du erwartet, dass sie auch Pflegeanleitungen befestigen und Endkontrollen durchführen?
stellen Polstermöbel, Matratzen und Kissen her und reparieren diese. Mit Federkernen oder Schaumstoffen schaffen sie eine bequeme Unterlage, über der sie den Bezugsstoff befestigen. Auch statten sie Sessel oder Sofas mit mechanischen Funktionen aus.
setzen in der Textilindustrie eigene Ideen oder vorgegebene Entwürfe in produktionsfähige Muster um. Dabei achten sie darauf, dass ihre kreativen Vorgaben auch technisch machbar und für den Betrieb wirtschaftlich rentabel sind. Hättest du gedacht, dass sie nicht nur gut zeichnen, sondern sich auch sehr gut mit elektronischen Bild- und Grafikprogrammen auskennen müssen?
sorgen in der Textilindustrie, zum Beispiel bei der Herstellung von Garnen, für funktionierende Produktionsanlagen und störungsfreie Arbeitsabläufe. Sie nehmen die Maschinen in Betrieb, überwachen, warten und pflegen sie. Bedient werden die Anlagen jedoch von Maschinenführern/-führerinnen.
stehen ganz am Ende des Fertigungsprozesses hochwertiger Textilgewebe. Sie begutachten und kontrollieren die Textilien, entfernen zum Beispiel Verunreinigungen oder stopfen kleine Löcher im Gewebe. Mängel, die sie feststellen, melden sie den Verantwortlichen für die Fertigung, damit die Fehlerursache abgestellt werden kann.
richten die meist computergesteuerten Maschinen von Spinnereien oder Webereien ein, bei denen Textilien mit Farbe und Mustern bedruckt oder beschichtet werden. Sie errechnen Dosierung und Konzentration der dafür nötigen Mittel. Sie arbeiten viel mit Chemikalien.
gestalten Innenräume nach Kundenwünschen. Sie beraten bei Materialauswahl, Farbgebung und Einrichtung von Räumen. Über die neuesten Einrichtungstrends sind sie stets informiert. Hast du gewusst, dass Raumausstatter/innen auch Fernsehstudios oder Theaterbühnen dekorieren?
stellen Segel für Schiffe und Boote, aber auch Planen, Verdecke oder Zelte her. Sie berechnen die Maße für die Segel, schneiden die Materialien zu, nähen sie zusammen und befestigen zum Beispiel Segel auch selbst an Schiffen.
stellen aus Fasern an computergesteuerten Maschinen Seile, Netze und Taue her. Aber auch Handarbeit ist noch gefragt, wenn Verschlüsse und Haken angebracht werden. Wusstest du, dass sie auch Drahtseile für Seilbahnen fertigen?
fertigen aus Kunststoffen oder Naturgeweben vor allem Autoplanen oder Markisen her. Sie kennen die Materialien gut und haben für jede Einsatzmöglichkeit das richtige Gewebe parat. Sie produzieren nicht nur in Serie, sondern erfüllen auch spezielle Kundenwünsche, zum Beispiel Banden für Sportplätze.
schneiden Stoffe zu und nähen daraus etwa Kleidung, Bettwäsche oder Rucksäcke. Meistens stellen sie Musterteile für die spätere Produktion her, manchmal auch kleine Serien. Wusstest du, dass sie nicht nur nähen, sondern auch schweißen oder kleben?
stellen anhand von Vorlagen Modelle und Prototypen von Kleidung oder sonstigen Textilien her. Sie bereiten die industrielle Serienfertigung vor, indem sie beispielsweise die passende Verarbeitungstechnik bestimmen und die richtigen Maschinen auswählen. Aber auch der richtige Zuschnitt der Stoffe und die Qualitätskontrolle gehören zu ihren Aufgaben.
sind Fachleute, die textile Erzeugnisse kunstvoll herstellen. Aus verschiedenen Garnen oder Wollarten produzieren sie Stoffe oder Kleidungsstücke wie kirchliche Gewänder und verzieren diese beispielsweise durch Besticken. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, Kunden zu beraten.
überwachen den gesamten Produktionsprozess von Textilien und stellen unter anderem sicher, dass nur einwandfreie Werkstoffe verarbeitet werden. Sie untersuchen die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Rohstoffen und Fertigerzeugnissen. Denn es ist wichtig zu wissen, wie knitterfest zum Beispiel eine Tischdecke ist.
Sei es ein Kleidungsstück, das einige Flecken aufweist, oder die Gardine, die nach Rauch riecht: Textilreiniger/innen wissen immer genau, wie die Textilien zu waschen und zu reinigen sind. Dazu müssen sie sich auch mit chemischen Mitteln auskennen.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher.
Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie
Frage: Herr Dr. Mazura, welche Entwicklungen gibt es aktuell in der Textilindustrie?
Dr. Uwe Mazura: Der Einsatz intelligenter Textilien ist ein großes Zukunftsfeld: Smarte T-Shirts messen zum Beispiel Puls und Blutdruck – perfekt für Sportler, aber auch für kranke Menschen, die ihren Kreislauf kontinuierlich überwachen müssen. Textilien finden sich auch in für viele überraschenden Produkten: Carbonfasern machen die Karosserie neuer Autos leichter und helfen, Benzin zu sparen. Aktuelle Flugzeugmodelle bestehen zu mehr als 50 Prozent aus textilem Material. Und mit Textilbeton werden Gebäude in Zukunft leichter und ressourcenschonender errichtet werden können.
Fasern mit Spezialauftrag
Ein wichtiger Teil der in Deutschland produzierten Textilien sind sogenannte „Technische Textilien“. Die heißen so, weil es bei ihnen nicht ums Aussehen geht. Vielmehr müssen sie spezielle Funktionen erfüllen. Je nach Auftrag sind sie etwa besonders stabil, feuerfest oder wasserabweisend. Beispiele für Technische Textilien sind Garne für Autogurte, die extra reißfest sein müssen, oder besonders hitzebeständige Textilien für den Brandschutz.
Sportlich und
Dank Mikroelektronik werden Textilien „intelligent“. Zum Beispiel werden winzige Sensoren in den Stoff eingewebt. Die daraus hergestellten Produkte funktionieren wie ein Messgerät. Das können etwa Kleidungsstücke sein, die die Körperwerte des Trägers erfassen. Interessant ist so etwas unter anderem für Sportler. Sie können während des Trainings Herzschlag oder Blutdruck überwachen. Hier wird sich in der Forschung einiges tun. Ist die Verknüpfung von Textilien und Elektronik auch für dich interessant?
Klein, kleiner, nano
Hast du schon einmal etwas von Nanotechnologie gehört? Dabei werden Nanopartikel – winzige Teilchen – in ein Material eingearbeitet. So erhält es komplett neue Eigenschaften. Das ist auch mit Textilien möglich. Ein Beispiel aus dem Krankenhaus: Hier ist Sauberkeit und Hygiene besonders wichtig. Deswegen kommen Stoffe mit Beschichtung zum Einsatz. Sie verhindern, dass sich Bakterien auf der Kleidung festsetzen. Der Trick: eingearbeitete Nanopartikel aus Kupfer oder Silber. Du siehst: In der Textilbranche hast du teils mit modernsten Technologien zu tun.
Stahlhart und ultraleicht
Was kaum jemand weiß: Auch Autokarosserien und Flugzeughüllen können aus Textilien gebaut werden – genauer gesagt textilen Verbundstoffen. Dabei werden Textilfasern etwa mit Metall oder Kunststoff kombiniert. Dieser Materialmix hat unter anderem den Vorteil, dass er wenig wiegt. Durch die Faserstruktur sind die Stoffe aber trotzdem sehr stabil. Das sind genau die Eigenschaften, die im Fahrzeug- oder Flugzeugbau gefragt sind. Und es werden immer mehr Anwendungsbereiche für textile Verbundstoffe gefunden.