Claudia Holland
ist Abteilungsleiterin, sie betreut alle medizintechnischen Berufe am Oberstufenzentrum Informations- und Medizintechnik in Berlin.
Technisches Verständnis
Technisches Verständnis ist ganz wichtig für diejenigen, die medizinische Produkte fertigen, reparieren und verkaufen. Sie beraten nicht nur die Kunden, sondern bauen die Geräte auch auf. In der Regel übernehmen sie zudem die Instandhaltung und Wartung. Wer zum Beispiel Prothesen baut oder medizinische Geräte wartet, arbeitet auf Grundlage einer technischen Zeichnung oder eines Schaltplans. Diese muss man lesen und umsetzen können. Auch IT wird hier immer wichtiger.
Handwerkliches Geschick
In vielen Berufen sind vor allem Feinmotorik und Sorgfalt gefragt: Wer Brillen repariert oder Zahnersatz herstellt, arbeitet mit Präzisionswerkzeug. Die Materialien sind hochwertig und leicht zerbrechlich.
Mathematik
Wer Brillen oder Kontaktlinsen anpasst, hat mit optischen Berechnungen zu tun. In anderen Berufen geht es um Druckberechnung, etwa bei der Herstellung von orthopädischen Schuhen.
Sinn für Ästhetik
Ob Zahnersatz, Hörgerät oder Brille: Auch das Aussehen spielt eine Rolle. Bei der Auswahl sollten daher auch modische Gesichtspunkte und Vorlieben berücksichtigt werden.
Kommunikationsfähigkeit
Kunden wollen einfühlsam und kompetent beraten werden. Wichtig sind auch Kontakte zu medizinischem Fachpersonal in Praxen und Krankenhäusern.
beraten Ärzte beim Kauf beispielsweise von Ultraschall- oder Röntgengeräten. Sie bauen die medizinischen Geräte auf und weisen das Fachpersonal in die Bedienung ein. Auch Wartung und Reparatur sowie Schulungen gehören zu ihren Aufgaben.
beraten Kunden beim Kauf von Brillen, Kontaktlinsen und anderen optischen Waren. Sie sind Helfer bei der Produktwahl sowie zuständig für Sehtests und Büroarbeiten. Vorgefertigte Gläser schleifen sie in die entsprechende Form, setzen sie in das Gestell ein und passen die Brille dem Kunden an.
stellen für Ärzte Instrumente, wie Skalpelle, und Geräte, wie etwa Sonden, her. Da es auf absolute Präzision ankommt, kontrollieren sie ihr Arbeitsergebnis oft auch unter dem Mikroskop. Reparaturen gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben. Wusstest du, dass sie außerdem künstliche Gelenke herstellen?
messen mit Hörtests, welche Töne Patienten in welcher Lautstärke wahrnehmen, und beraten bei der Wahl des Hörgeräts. Sie nehmen Abdrücke vom Ohr, fertigen in Handarbeit das Ohrpassstück und stellen mit spezieller Software das Hörgerät ein.
messen mithilfe medizinischer Geräte die Funktion von Nerven, Lunge, Herz-Kreislauf-System, Gehör und Gleichgewicht. Sie legen Elektroden am Körper des Patienten an, stellen die Geräte ein und überwachen sie. Zudem beobachten sie Patienten in Schlaflabors.
führen unterschiedliche radiologische Untersuchungsverfahren durch und bedienen Geräte, die etwa mit Strahlen, starken Magnetfeldern oder Radiowellen arbeiten. Sie bedienen Röntgen- und Kernspingeräte, kennen sich mit Ultraschall aus und haben auch Kontakt zu schwerkranken Patienten.
fertigen individuelle Orthopädieschuhe und fußmedizinische Heil- und Hilfsmittel. Mithilfe von Abdrücken und elektronischen Messgeräten analysieren sie Belastungspunkte und Bewegungsabläufe des Fußes und übernehmen auch die medizinische Fußpflege.
wissen, wie man Hilfsmittel wie künstliche Gliedmaßen, Schienen und Bandagen herstellt. Sie nehmen am Patienten Maß, fertigen Prothesen aus Kunststoff, Metall oder Holz und erklären deren Handhabung. Außerdem montieren sie Gehhilfen oder Rollstühle und passen sie an.
fertigen festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatz. Ein Modell, geformt nach dem Gebissabdruck des Patienten, dient als Vorlage. Mit viel Fingerfertigkeit schleifen, löten und polieren sie unterschiedliche Materialien, aus denen sie den Zahnersatz aufbauen.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher. Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Dr. Tobias Weiler von Spectaris (Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V.)
Frage: Herr Dr. Weiler, was gibt es Neues in der Medizintechnik?
Tobias Weiler: Die Medizintechnik ist eine der innovativsten Industriebranchen. Kaum ein Produkt ist älter als drei Jahre. Entwicklungen in der Branche werden stark durch Digitalisierungsprozesse bestimmt. Zum einen werden die Geräte immer stärker miteinander vernetzt. Dabei spielen die Informations- und Kommunikationstechnologien eine zunehmend größere Rolle. Zum anderen ermöglichen die immer effizienter und kostengünstiger arbeitenden Instrumente und Geräte schonendere Diagnosen und Therapien. Darüber hinaus hält auch der 3-D-Druck vermehrt Einzug in die Produktion von Geräten und Implantaten.
Modisch oder unsichtbar
„Hörgeräte sind nur etwas für alte Leute.“ Das denken viele Menschen. Und: „Besonders schön sind sie auch nicht.“ Die Realität sieht oft ganz anders aus: Auch viele junge Menschen tragen eine Hörhilfe. Und so unterschiedlich wie ihre Träger, so verschieden sind auch die Geräte. Es gibt solche, die ein elegantes Design haben. Andere in poppigen Farben. Es gibt sogar Modelle, die so winzig sind, dass sie im Ohr getragen werden. Das macht sie nahezu unsichtbar. Neue Hörgeräte werden mit weiterer Technik ausgerüstet. Diese lassen sich etwa mit dem Smartphone koppeln, um damit Musik zu hören.
Die Praxis für zu Hause
Durch das Internet gibt es bei Medizinprodukten neue Möglichkeiten. Ein Trend ist die Vernetzung von Geräten. Ein Beispiel wäre ein Blutzuckermessgerät. Dieses analysiert nicht nur das Blut: es schickt die Werte auch direkt zum Arzt. So kann die medizinische Versorgung verbessert werden. Das wird vor allem in ländlichen Gegenden wichtiger – schließlich ist der Weg in die nächste Praxis dort oft weit. Aber es gibt auch Risiken: Die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Geräte muss immer garantiert sein! Fachkräfte sollten sich mit solchen Geräten also auskennen.
Immer kleiner
In der Medizintechnik ist ein Trend ganz groß: die Verkleinerung von Geräten und Instrumenten. Schon heute gibt es Operationsbesteck, das dünner als ein Haar ist. Das wird zum Beispiel für Eingriffe am Herzen verwendet. So kann eine lange und gefährliche Operation vermieden werden. Bei der Herstellung dieser Spezialwerkzeuge werden modernste Maschinen eingesetzt. Das reicht von Industrierobotern bis zu Lasercuttern. Die Aufgabe von Fachkräften in der Medizintechnik ist es, diese Geräte zu bedienen. Da gilt es, fachlich am Ball zu bleiben.
Wie gedruckt
Prothesen und künstliche Zähne sind heute sehr teuer. Jedes Stück wird speziell für seinen Träger hergestellt. Um hier zukünftig Kosten einzusparen, wird auf 3-D-Drucker gesetzt. Dafür wird der Patient zunächst per Laser vermessen. Anschließend entsteht am Computer ein Modell. Mit dem 3-D-Drucker werden dann die einzelnen Bauteile hergestellt. Welche das sind? Heute sind es vor allem Kunststoffteile. In Zukunft können außerdem Metallbauteile hinzukommen. Auch gibt es erste Versuche, Zahnkeramik auszudrucken.