Christopher Knieling
ist Programmleiter des Nachwuchsmarketings im Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. (BAVC)
Große Sorgfalt
Im Labor kommt es vor allem auf Genauigkeit an. Wer beim Abwiegen und Mikroskopieren präzise arbeitet, ist hier genau richtig. Sorgfalt und Fingerspitzengefühl sind gefragt. Dies ist wichtig für die Qualität der durchgeführten Experimente und dient der eigenen Gesundheit. Der sichere und verantwortungsbewusste Umgang mit potenziell gefährlichen Chemikalien ist ein wichtiges Ausbildungsziel für Laborant*innen.
Aufmerksamkeit und Konzentration
Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz stehen in der chemischen Industrie an erster Stelle. Daher suchen Ausbildungsbetriebe verantwortungsbewusste Mitarbeiter*innen. Eine hohe Konzentration und Aufmerksamkeit gehören zu den wertvollsten Fähigkeiten im Labor.
Analytisches Denken und Umgang mit digitalen Daten
Im Labor werden analytische Fähigkeiten benötigt, z.B. wenn Messdaten digital erfasst, ausgewertet, dokumentiert und auf Plausibilität geprüft werden. Gleiches gilt für die digitale Recherche in internen und externen Datenbanken. Ein Gefühl für Zahlen, Spaß an Physik, Biologie und natürlich Chemie ist deshalb Grundvoraussetzung. Laborant*innen kennen auch die rechtlichen und betrieblichen Vorgaben zum Schutz und zur Sicherheit digitaler Daten. Bei ihrer Arbeit im Labor achten sie darauf, dass diese eingehalten werden.
Interesse an Technik und Software
Im Labor ist ein technisches Grundverständnis unerlässlich, um die modernen und sehr empfindlichen Analysegeräte bedienen zu können. Auch Analyseroboter kommen zum Einsatz. Diese werden von Laborant*innen mit Proben bestückt und mit Hilfe moderner Software gesteuert. Interesse für Laborgeräte, digitale Werkzeuge und Apps ist deshalb für alle Laborant*innen wichtig. Wer sich gerne mit technischen Details beschäftigt, kann sich zum*r Spezialist*in für bestimmte Geräte und Anwendungen qualifizieren lassen.
Teamfähigkeit und virtuelle Zusammenarbeit
Wer im Labor arbeitet, ist mit seinen Kolleg*innen und der Laborleitung eng vernetzt. Kommunikationsfähigkeit steht daher weit oben in den Anforderungen an Auszubildende. Laborant*innen arbeiten auch in virtuellen Teams und nutzen digitale Kommunikationsmittel, um sich auszutauschen. Viele Abstimmungen finden in englischer Sprache statt, da Forschung und Entwicklung in den Unternehmen international ausgerichtet sind.
Selbstgesteuertes Lernen
Digitalisierung und technologischer Fortschritt schreiten im Labor immer schneller voran. Deshalb ist es wichtig, dass Laborant*innen digitale Medien für das Lernen im betrieblichen Alltag selbsttätig nutzen, um fachlich am Puls der Zeit zu bleiben. Darüber hinaus erfolgen Qualifizierungsmaßnahmen in Abstimmung mit deinem*r Chef*in. Diese richten sich nach den Aufgaben bzw. Tätigkeiten im Labor.
untersuchen Böden und Baumaterial wie Asphalt, Beton oder Mörtel zum Beispiel auf Tragfestigkeit oder gesundheitsgefährdende Stoffe. Sie sind auch vor Ort, um herauszufinden, ob ein Untergrund sich dazu eignet, eine Straße oder ein Haus darauf zu bauen.
bereiten Untersuchungen an Tieren, Pflanzen, Mikroorganismen oder Zellkulturen vor und führen diese unter Anleitung durch. Wusstest du, dass sie auch den genetischen Fingerabdruck analysieren können?
unterstützen Naturwissenschaftler*innen bei Experimenten und Versuchen im Labor oder vor Ort. Sie wollen mehr über die Wechselwirkungen zwischen einem Organismus und seiner Umwelt herausfinden. Hättest du gewusst, dass sie auch Versuchstiere züchten und pflegen?
analysieren beispielsweise Kunststoffe und Metalle sowie Lebensmittel und Pharmazeutika auf ihre Zusammensetzung. Dazu entnehmen sie Stichproben, unterziehen sie verschiedenen Tests und werten die Ergebnisse aus. Sie stellen chemische Substanzen auch selbst her.
prüfen Produkte der chemischen Industrie. Sie bereiten Versuchsanordnungen vor, entnehmen Proben und führen einfache Tests mit Waagen, Mess- und Analysegeräten aus. Die Versuche werten sie aus und protokollieren die Ergebnisse.
untersuchen im Labor Proben mithilfe von chemischen Stoffen, wie zum Beispiel Säuren oder Laugen. Wusstest du, dass sie für Behörden auch Trinkwasser und Abwasser oder die Abfallbeseitigung überwachen?
bestimmen mithilfe verschiedener chemischer und physikalischer Verfahren den Gehalt von Gold, Silber oder anderen Edelmetallen in Metallgemischen (Legierungen). In Unternehmen, die Edelmetall aus angekauften Münzen oder Schmuck zurückgewinnen, werden sie auch an Schmelzöfen eingesetzt.
arbeiten an der Entwicklung von Beschichtungsstoffen mit. Sie tragen die neu entwickelten Lackmischungen auf und setzen diese verschiedenen Belastungstests aus. Hättest du gedacht, dass sie auch Beschichtungen für Geldscheine mitentwickeln?
sind in der Forschung oder in landwirtschaftlichen Betrieben vorwiegend mit der Züchtung und Aufzucht von Tieren oder Pflanzen beschäftigt. Um neues Saatgut zu züchten, bestäuben sie mit einem Wattestäbchen Blüten von Hand.
werden überall eingesetzt, wo Nahrungsmittel hergestellt werden. Sie testen dort die Qualität der Zutaten oder Lebensmittel. Wusstest du, dass sie in Versuchsküchen bisweilen an neuen Rezepturen mitarbeiten?
unterstützen Fachärzte bei Leichenöffnungen. Sie legen einzelne Organe frei, um daraus Präparate für die Wissenschaft herzustellen. Wusstest du, dass sie die Leichen auch für die Bestattung vorbereiten?
untersuchen Körpergewebe, Blut oder Urin auf Krankheiten. Sie entnehmen Proben beziehungsweise assistieren Ärzten bei der Entnahme von Proben. Eine weitere Aufgabe ist die Blutgruppenbestimmung.
kümmern sich um die Qualität von Milch und Milchprodukten. Sie testen diese auf Aussehen, Geschmack und Geruch und analysieren Proben. Hättest du gedacht, dass sie auch für die Überprüfung von Speiseeis zuständig sein können?
sind an der Zucht von Nutz- und Zierpflanzen beteiligt, um sie weniger krankheitsanfällig zu machen. Auf den Versuchsfeldern oder im Gewächshaus bauen sie die Pflanzen an. Außerdem untersuchen sie, ob etwa Dünger oder Pflanzenschutzmittelmittel umweltverträglich sind. Im Labor führen sie Versuche durch und werten die Daten anschließend aus.
bereiten Arzneimittel wie Salben, Infusionslösungen oder Dragees unter Anleitung von Apotheker*innen zu. Im Labor überprüfen sie die Arzneistoffe im Hinblick auf ihre Qualität.
sind die rechte Hand der Physiker*innen. In diesem Beruf nutzt man eindrucksvolle physikalische Phänomene: in der Kernphysik die Kraft der Atome, in der Vakuumtechnik den Unterdruck, bei der Kernfusion hohe Temperaturen, in der Lasertechnik Lichtimpulse.
sind oft an Hochschulen und physikalischen Forschungsinstituten tätig. Doch auch die Industrie hat Bedarf an diesen Fachleuten. Dort testen sie etwa, wie sich Produkte durch Nanotechnologie verbessern lassen. Manche arbeiten sogar in Entwicklungsabteilungen der Luft- und Raumfahrttechnik.
prüfen Ausgangsstoffe und Produkte. Sie nehmen Proben und bereiten diese für Tests vor. Sie untersuchen, ob Eigenschaften wie Festigkeit den Vorgaben entsprechen. Wusstest du, dass sie die Ergebnisse auch statistisch auswerten?
testen Metalle und andere Werkstoffe unter verschiedenen Bedingungen und ermitteln deren Eigenschaften. Ihre Ergebnisse dienen zur Qualitätskontrolle in der industriellen Produktion.
überwachen in der Textil- und Bekleidungsindustrie den Produktionsprozess, indem sie Rohstoffe und Endprodukte prüfen. Hättest du gewusst, dass auch die Luftfahrtindustrie bei der Innenausstattung auf die Arbeit von Textillaboranten setzt?
untersuchen, ob Wasser, Luft und Boden mit Schadstoffen belastet sind. Sie entnehmen Proben und analysieren diese im Labor. Im Bereich Strahlenschutz haben sie auch mit radioaktiven Stoffen zu tun.
analysieren Körperflüssigkeiten und Gewebeproben von toten und lebendigen Tieren. Sie untersuchen auch pharmazeutische Produkte, die tierische Bestandteile enthalten (z.B. Medikamente und Kosmetika), oder vom Tier stammende Lebensmittel wie Fleisch und Milch.
nehmen Materialien aus der laufenden Produktion von Industrieunternehmen unter die Lupe, um sie auf ihre Eigenschaften und auf Fehler zu prüfen. Wusstest du, dass sie auch bei der Herstellung von Halbleitern mitarbeiten?
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher.
Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Dr. Barbara Graser vom Deutschen Verband Unabhängiger Prüflaboratorien
Frage: Frau Dr. Graser, was gibt es Neues in der Laborarbeit?
Dr. Barbara Graser: Die Weiterentwicklung der Analysegeräte eröffnet neue Anwendungsfelder – beispielsweise wenn es darum geht, Arznei- und Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln sowie in der Umwelt zu analysieren. Dies erfordert die Anwendung stets neuer Methoden im Analysenlabor. Zur Bewältigung der Aufgaben eines Untersuchungslabors ist die Beschäftigung von chemischem Fachpersonal unabdingbar.
Messen, analysieren, verknüpfen
In Zukunft wird die Arbeit mit Daten aus unterschiedlichen Quellen zunehmen. Ein Beispiel: Für einen Autobahnausbau wird ein Umweltgutachten erstellt. Dafür sind viele Angaben nötig: Lärmpegel, Grundwasserbelastung, Schadstoffausstoß. Laborfachkräfte messen solche Werte vor Ort. Dann verknüpfen sie die gewonnenen Daten mit anderen Informationen. Für Fachkräfte ist es heute wichtig, dass sie den Überblick über die immer größer werdenden Datenmengen behalten.
Crash am Computer
Ein Crashtest mit einem Auto, ohne den teuren Wagen zu zerstören? Computersimulationen machen es möglich. Dafür benötigt man spezielle Software, viele Daten und einen leistungsstarken Rechner. In Physiklabors wird in Zukunft wohl noch viel häufiger virtuell experimentiert werden. Fachkräfte brauchen heute also nicht nur naturwissenschaftliche Kenntnisse. Auch ein Händchen für den Umgang mit dem Computer wird immer wichtiger.
Bonus-Material
In vielen Laboratorien wird an neuen Materialien geforscht. Die sollen zum Beispiel besonders leicht, stabil oder hitzebeständig sein. Hochinteressant ist hier die sogenannte Nanotechnologie: Dabei werden Materialien so verändert, dass sie komplett neue Eigenschaften erhalten. So entstehen zum Beispiel Lacke, die sich selbst reinigen. Oder Glas, bei dem man die Lichtdurchlässigkeit nach Wunsch verändern kann. Jedes neue Material muss natürlich im Labor gründlich geprüft werden, zum Beispiel auf mögliche Gesundheitsgefahren. Solche Tests sind die Aufgabe von Fachkräften.
Schnellere Diagnosen aus der Ferne
Viele Krankheiten lassen sich zwar nicht heilen. Aber wenn man sie früh genug erkennt, kann man zumindest ihre Auswirkungen eindämmen. Deshalb wird in den medizinischen Labors an immer besseren und schnelleren Testverfahren gearbeitet. Ebenfalls interessant sind Diagnosen aus der Ferne: Spezielle Analysegeräte machen es möglich, dass Patienten ihre Blutwerte mit dem Handy in die Labors schicken.