Dipl.-Ing. Stefan Kieckhöfel
arbeitet beim Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks.
Handwerkliches und künstlerisches Geschick
Jugendliche, die eine Ausbildung in diesem Bereich machen möchten, brauchen Freude am Umgang mit dem ältesten von Menschen hergestellten Werkstoff, dem Glas. Es gibt handwerkliche Berufe und solche mit ausgesprochen künstlerischen Tätigkeiten. Glasveredler/innen können vor allem schöne Gläser herstellen.
Deutsch und Mathe
Ausbildungsbetriebe achten auf die Noten in Deutsch und Mathe. Sich gut ausdrücken zu können ist wichtig für den Kontakt mit den Kunden, gute Umgangsformen sind gefragt. Um Flächen und Maße berechnen zu können, kommt es auch auf Mathe an.
Räumliches Vorstellungsvermögen
Oft wird dreidimensional gedacht. Das bedeutet: Wenn ein Kunde beschreibt, was für eine Vitrine er haben möchte, sollte man sie sich vorstellen können, um das Glas bestimmen zu können.
Körperliche Eignung
Einige Berufe können körperlich anstrengend sein. In Glasereien wird auch viel getragen, Glas ist schwer. Wir empfehlen Jugendlichen, die sich für diesen Beruf interessieren, ein Praktikum zu machen.
Technisches Verständnis
Wo im Glasbereich mit großen Maschinen und Anlagen gearbeitet wird, ist technisches Verständnis von Vorteil, etwa um Störungen zu erkennen und selbst zu beheben.
stellen in Feinarbeit Linsen und Bauelemente für Fernrohre, Mikroskope und andere optische Geräte her. Zunächst fertigen sie aus Glasblöcken Rohlinge. Diese schleifen sie und polieren die Oberflächen. War dir bekannt, dass auch für medizinische Diagnosegeräte Linsen hergestellt werden?
stellen aus Flachglastafeln Glasscheiben für Tische, Türen und Vitrinen, aber auch für Autos, Fenster, Solaranlagen, Spiegel oder Wintergärten her. Sie schleifen die Ränder und verzieren die Oberflächen. Übrigens stellen sie auch Sicherheitsglas her: Geht es in die Brüche, ist die Verletzungsgefahr für Menschen gering.
verzieren Gefäße, Kaffeeservice, Vasen und Teller. Linien, Muster und Dekore für Geschirr und Gläser denken sie sich selbst aus oder sie erhalten eine Vorgabe. Glas und Porzellan bemalen sie übrigens nicht nur, sondern bedrucken es auch.
stellen Apparate und Glasbehälter, zum Beispiel Reagenzgläser für Labors, her. Sie erhitzen Glasröhren und -stäbe an einem Brenner, formen das Glas durch Ziehen und Biegen und setzen die einzelnen Teile zusammen. War dir klar, dass man durch Ätzen Messskalen an den Glasbehältern anbringen kann?
stellen vor allem Gebrauchs- und Dekorationsartikel her: Christbaumkugeln, Vasen, Tierfiguren, aber auch Glasaugen. Dazu erhitzen sie Glasrohlinge, um sie formbar zu machen. Übrigens präsentieren manche Glasbläser/innen ihr Können auch vor Zuschauern in Schau-Glashütten.
fertigen Fenster, Vitrinen und Spiegel. Sie beraten ihre Kunden und bauen Fenster vor Ort ein. Wusstest du, dass sie auch riesige Bürokomplexe und große Kaufhäuser mit Fenstern ausstatten? Aber auch mit anspruchsvollen Kunstverglasungen wie Kirchenfenstern werden sie beauftragt.
stellen in Handarbeit Gläser und an vollautomatischen Maschinen Glasprodukte wie Flaschen und Glasröhren her. Das Ausgangsprodukt ist flüssiges Glas. Glasmacher/innen sind auch in Recyclingbetrieben beschäftigt.
verzieren die Oberflächen von Glasprodukten, zum Beispiel indem sie diese bemalen, besonders schleifen oder mit Säure behandeln. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, die Glasarbeiten zum Kunden zu bringen und zu montieren.
stellen aus Glasrohlingen Thermometer her. Sie erhitzen das Glas vor einer Flamme, um es dann zu blasen, zu ziehen und zu biegen. Das exakte Festlegen der Messwerte und die Beschriftung gehören zur Fachrichtung Thermometerjustieren.
produzieren Brillengläser mit individuellem Schliff aus Glas oder Kunststoff an halb- oder vollautomatischen Anlagen. Die Gläser werden an Maschinen gefräst, geschliffen und poliert. Zu den Aufgaben zählt es auch, die Qualität der fertigen Brillengläser zu kontrollieren, sie versandfertig zu verpacken und Reklamationen zu bearbeiten.
stellen an computergesteuerten Maschinenanlagen Glaserzeugnisse wie Scheiben, Flaschen oder Trinkgläser her. Sie schmelzen Rohstoffe wie Sand, Soda und Kalk und formen das Glas zu Produkten. Oberflächen von Glasprodukten gestalten sie auch, zum Beispiel durch das Aufbringen von Abziehbildern.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher.
Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Harms Lefnaer vom Bundesarbeitgeberverband Glas und Solar e. V.
Frage: Herr Lefnaer, wie sind die beruflichen Perspektiven für Fachkräfte in der Glasindustrie?
Harms Lefnaer: Hochwertiges Glas ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und wird überall eingesetzt – von wärmegedämmten Fenstern bis zum Brillenglas. So vielfältig, wie die Produkte sind, so vielfältig sind die Beschäftigungsmöglichkeiten: Neben künstlerischen und kaufmännischen Berufen werden vor allem Fachkräfte in der Produktion gesucht. Hier gilt es zum Beispiel, die Maschinen und komplexen Anlagen zu bedienen und neue Verfahren und Technologien anzuwenden. Darum sollte man sich stets über technische Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
Technik für den Datenhighway
Glas ist die Grundlage für viele Hightechprodukte. Es gibt zum Beispiel Autospiegel mit integriertem Bildschirm. Darauf werden Kamerabilder von der Straße übertragen. Ebenfalls aus Glas gemacht ist ein anderes Zukunftsprodukt: das Glasfaserkabel für das superschnelle Internet. Solche Kabel bestehen aus normalem Quarzglas, das mit speziellen Stoffen vermischt wird. Eine einzelne Faser ist nur ein Zehntel so dick wie ein menschliches Haar. Weil das Datennetz in Deutschland weiter ausgebaut werden soll, ist die Nachfrage nach Glasfasertechnik hoch.
Smartphone zum Zusammenrollen?
Die Displays von Smartphones und Tablets vereinen zwei Eigenschaften. Sie müssen einerseits extrem viel aushalten. Andererseits müssen sie sensibel auf Berührungen reagieren. Versteht sich, dass man dafür technisch raffiniertes Spezialglas braucht. Hier gibt es immer wieder Neues. Ein Beispiel ist biegsames Glas: Aktuell kann Displayglas um einige Millimeter gekrümmt werden, ohne dass es bricht. Die Zukunftsvision der Glasforscher/innen: ein Display, das so biegsam ist, dass man es zusammenrollen und dann wieder ausrollen kann. Überleg dir mal, wie praktisch das für Smartphones wäre!
Werkstoff mit Effekt
Indem man Glas mit anderen Werkstoffen kombiniert, ergeben sich neue Eigenschaften. Ein Beispiel ist Fensterglas mit spezieller Beschichtung: Eine dünne Metallschicht im Glas verdunkelt die Scheiben auf Knopfdruck. Ein anderes bekanntes Beispiel ist der „Lotuseffekt“: Winzige Partikel im Material sorgen dafür, dass Wasser oder Schmutz einfach „abperlen“. So entsteht ein Glas, das man ganz einfach sauber halten kann. Welche neuen Produkte kommen wohl demnächst auf den Markt? Wenn du in diesem Berufsfeld arbeiten willst, solltest du darüber Bescheid wissen!
Linsen für Laser
In Wissenschaft und Forschung ist Glas ein unverzichtbares Material. Ein Beispiel: Laser-Linsen. Diese müssen exakt geschliffen werden. Schon kleinste Abweichungen verändern die Leistung des Lasers. Wer solche Produkte herstellt, braucht Spezialwissen. Fachkräfte schleifen die Gläser oftmals mit computergesteuerten Maschinen und prüfen die Qualität. Die Toleranzen für Fehler sind dabei extrem niedrig: Sie liegen im tausendstel Millimeterbereich – Tendenz: schrumpfend!