Stephan Neuser
ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Bestatter e.V.
Einfühlungsvermögen
Bestattungsfachkräfte haben ein großes Verständnis für Menschen in Trauer. Sie sollten Trauernden mit viel Einfühlungsvermögen begegnen und müssen in der Lage sein, Trost zu spenden, ohne sich selbst in den Todesfall hineinzusteigern. In diesem Beruf trifft man täglich auf Menschen in einer Ausnahmesituation. Psychologische Kompetenzen und emotionale Distanz dürfen daher neben den fachlichen Fertigkeiten auf keinen Fall fehlen.
Kaufmännisches Denken
Wenn man zum Beispiel Kosten für Trauerfeiern ermittelt und Marketingstrategien für das Unternehmen erarbeitet, braucht man kaufmännisches Denken.
Planen und organisieren
Bestattungsfachkräfte benötigen unternehmerische Initiative und Organisationstalent. An einem Trauerfall hängen eine ganze Reihe von organisatorischen Aufgaben. Am Anfang steht zum Beispiel die Frage, welche Art der Beisetzung die Hinterbliebenen wünschen. Der Bestattungsauftrag wird anschließend mit Kollegen koordiniert und planerisch umgesetzt.
Sinn für Ästhetik
Bestattungsfachkräfte brauchen auch einen Sinn für Ästhetik, wenn sie den Ort der Trauerfeier mit Blumen und Kränzen schmücken.
Kommunikationsfähigkeit
Eine Grundvoraussetzung beim Kontakt mit den Kunden ist es, kommunizieren zu können. In diesem Beruf zählt ausgeprägte menschliche Kompetenz. Notwendig sind nicht nur gute Schulnoten in Deutsch. Man muss auch auf die Situation der Hinterbliebenen eingehen können.
organisieren Beerdigungen. Sie beraten die Trauernden und erledigen alle Formalitäten. Sie bahren den Verstorbenen auf und überführen den Leichnam zur Grabstätte oder zum Krematorium. Auch das Anlegen der Grabstätte, Umbettungen und Exhumierungen gehören zu ihren Aufgaben. Um im Trauerfall rund um die Uhr zur Verfügung zu stehen, leisten Bestattungsfachkräfte häufig Bereitschaftsdienst.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher. Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Stephan Neuser vom Bundesverband Deutscher Bestatter e.V.
Frage: Herr Neuser, welche Entwicklungen gibt es im Bestattungsgewerbe?
Stephan Neuser: Grundsätzlich gibt es nur zwei Bestattungsarten, die Erd- und die Feuerbestattung. Definitiv kann von einem Trend zur Kremation, also der Feuerbestattung, gesprochen werden. Neben der herkömmlichen Beisetzung auf einem Friedhof wünschen immer mehr Menschen eine Bestattung auf See oder im Wald, in sogenannten „Friedwäldern“.
Da die Menschen im Gegensatz zu früher heute offener mit dem Thema Tod und Trauer umgehen, organisieren viele ihre Bestattung schon zu Lebzeiten. Die Entwicklung geht hin zu sehr persönlichen Trauerfeiern. Für Bestatter bedeutet dies hohe Anforderungen an ihre Beratungskompetenz.
Neue Bestattungsformen
Immer mehr Menschen wünschen sich eine Feuerbestattung. Die Asche kommt in einem speziellen Gefäß, einer Urne, auf den Friedhof. Daneben gibt es sehr ausgefallene Möglichkeiten. So kann man die Asche zu einem Diamanten verarbeiten lassen. Oder sie wird im Weltraum verstreut. Man kann Verstorbene auch in einem sogenannten Friedwald bestatten. Hier wird die Asche zwischen den Wurzeln eines Baumes vergraben. Eine Namenstafel macht das Grab sichtbar.
Jede Trauerfeier ist einzigartig
Die Bestattungsfeier soll genau zu ihnen passen: Das wünschen sich die Menschen verstärkt. Die Fachkräfte versuchen, alle Vorstellungen der Verstorbenen zu erfüllen. Und die werden immer individueller – also bei jedem einzigartig. Das kann sich auf alle Bereiche der Trauerfeier beziehen. Beispielsweise wird der Sarg für jeden anders gestaltet. Ein Florist organisiert die Lieblingsblumen unabhängig von der Jahreszeit. Eine Angehörige komponiert die Musik. Und ein professioneller Sprecher hält die Trauerrede.
Über andere Kulturen lernen
In Deutschland leben immer mehr Menschen mit unterschiedlichen Religionen. Für ihre Beerdigung gibt es besondere Traditionen. Im Islam etwa werden Verstorbene in einem Leinentuch bestattet. Der Leichnam liegt so, dass er nach Mekka blickt. Das ist die wichtigste religiöse Stadt für Muslime. Auch Tote mit jüdischem Glauben werden in Leinen gewickelt. Auf ihr Grab werden kleine Steine gelegt. Eigne dir Wissen über solche Rituale an. So kannst du bei deinen Kunden punkten.
Umweltfreundlich beerdigen
Auch bei Beerdigungen spielt der Umweltschutz eine immer wichtigere Rolle. Beispielsweise wünschen sich manche Menschen Urnen aus umweltfreundlichem Material. Für solche Bio-Urnen werden etwa spezielle Harze verwendet. Auch Gefäße aus Brotteig, Hanf oder ungebranntem Ton liegen im Trend. Ein anderes Beispiel für mehr Umweltschutz gibt es bei Krematorien: Wenn dort die Verstorbenen verbrannt werden, soll dabei wenig Energie verbraucht werden.