Dr. Michael Stehr
ist Bundesgeschäftsführer des VDB-Physiotherapieverbandes.
Pädagogisches Geschick
Als Therapeut befindet man sich oft in der Rolle eines Lehrenden. Damit Übungen oder andere therapeutische Maßnahmen zum Erfolg führen, ist es wichtig, dass sie korrekt ausgeführt werden. Daher sollten Therapeuten in der Lage sein, dem Patienten die Übungen so zu vermitteln, dass er sie versteht und selbstständig durchführen kann.
Einfühlungsvermögen
Einfühlungsvermögen ist ebenso wichtig wie eine professionelle Distanz. Dies gilt umso mehr, wenn man es mit schwer kranken Patienten zu tun hat.
Beobachtungsgenauigkeit
Jeder Therapeut sollte die kleinen Signale eines Patienten beobachten und deuten können: Das kann schmerzhaftes Zucken sein, eine nicht korrekt ausgeführte Bewegung oder leichte Veränderungen am Zustand des Patienten.
Zuhören
Auch das genaue Zuhören ist wichtig. Der Patient bringt zwar eine Diagnose vom Arzt mit, aber der Therapeut untersucht den Patienten ebenfalls und stellt einen eigenen Befund aus.
Kommunikationsfähigkeit/Deutsch
Jeder Mensch drückt sich anders aus. Als Therapeut sollte man sich in die Ausdrucksweise des Patienten einfühlen können, um herauszufinden, was er meint. Auch sollte man selbst gut formulieren und klare Anweisungen geben können.
behandeln Patienten mit Atem-, Stimm-, Sprech-, Sprach-, Hör- oder Schluckstörungen. Je nach Befund erstellen sie ein therapeutisches Konzept und führen geeignete Übungen mit den Patienten durch. Sie arbeiten auch vorbeugend mit Personen, die beruflich viel sprechen, oder unterstützen Menschen dabei, ihre Stimme wirkungsvoll einzusetzen.
setzen ärztliche Verordnungen um und erarbeiten individuelle Diät- und Ernährungspläne. Sie bereiten auch spezielle Diätnahrung zu und beraten beziehungsweise schulen in Ernährungsfragen.
helfen Menschen aller Altersgruppen, selbstständig im Alltag zurechtzukommen. Mit verschiedenen Hilfsmitteln wie Gymnastikbällen, Turngeräten oder gar Bastelmaterialien führen sie Übungen durch, um die körperliche Beweglichkeit, Konzentrationsfähigkeit oder den Orientierungssinn ihrer Patienten zu verbessern. Du kannst dir sicherlich denken, dass ihre Arbeit viel Einfühlungsvermögen erfordert.
arbeiten mit Patienten jeden Alters, die unter Schluck-, Stimm-, Sprach- oder Sprechstörungen wie etwa Stottern leiden. Sie ermitteln die Ursache für die Störung und erstellen einen Behandlungsplan. Wusstest du, dass sie manche Patienten jahrelang betreuen?
massieren Patienten, führen Bewegungsübungen durch oder verabreichen medizinische Bäder, denen sie zum Beispiel ätherische Öle zugeben. Sie wenden Wärmepackungen etwa mit Moor oder Fango an und führen Kältebehandlungen mithilfe von feuchtkalten Wickeln durch. Ihre Leistungen rechnen sie mit den Krankenkassen ab.
untersuchen die Augen ihrer Patienten und führen Maßnahmen durch, um Sehstörungen zu beheben. Sie begleiten zum Beispiel Therapien, bei denen über einen längeren Zeitraum ein Auge zugeklebt wird. Die enge Zusammenarbeit mit Augenärzten/-ärztinnen spielt eine große Rolle.
führen mit Patienten, deren Beweglichkeit eingeschränkt ist, Übungen durch und trainieren mit ihnen. Begleitend wenden sie Wärme-, Kälte-, oder Lichttherapien an und massieren die Patienten. Übrigens arbeiten sie auch vorbeugend mit gesunden Menschen.
pflegen und behandeln Füße. Sie untersuchen Fehlstellungen, passen Einlagen an und behandeln Krankheiten wie Fußpilz. Sie pflegen aber auch gesunde Füße. Übrigens: Podologen/Podologinnen arbeiten meist selbstständig, sodass auch jede Menge Büroarbeit anfällt, zum Beispiel Abrechnungen.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher. Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Arnd Longrée vom Deutschen Verband der Ergotherapeuten
Frage: Herr Longrée, welche Trends gibt es in der Ergotherapie?
Arnd Longrée: Da die Menschen immer älter werden, wird es in Zukunft mehr Alterserkrankungen und Demenzkranke geben. Dadurch ändern sich die Anforderungen an die Therapeuten und Therapeutinnen: Sie sollen den Menschen helfen, ihre Handlungsfähigkeit wiederzuerlangen, damit sie sich zum Beispiel wieder selber anziehen oder allein essen können. Auch frühkindliche Therapie, teils schon im Säuglingsalter, wird immer wichtiger.
Auf Augenhöhe mit Ärzt*innen
Wer einen therapeutischen Gesundheitsberuf ergreift, arbeitet heute Seite an Seite auf Augenhöhe mit Ärzt*innen. Während viele bisher eine berufsfachschulische Ausbildung als Background haben, gibt es nun auch die Möglichkeit, Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie an einer Hochschule zu studieren. Das wertet die Berufe auf und bringt neue Methoden und Ansätze hervor, die bessere Ergebnisse erzielen als Medikamente oder Operationen. Das Stichwort, das Expert*innen dafür verwenden, heißt „evidenzbasiert“, und heißt, dass eine bestimmte Therapie wissenschaftlich nachprüfbar Ergebnisse erzielt.
Therapie für eine Gesellschaft im Stress
In Zukunft wird es mehr ältere Menschen geben. Auch nehmen andere Krankheiten zu. Rückenleiden und psychische Probleme sind Folgen einer hochgradig leistungsorientierten Gesellschaft. Um hier gegen zu wirken, braucht es besondere therapeutische Angebote. Ein Beispiel: Menschen, die unter Stress leiden, haben Schlafstörungen oder kommen im Falle eines Burnouts gar nicht mehr in ihrem Alltag zurecht. Therapeut*innen wissen dann Rat. Sie üben mit den Patient*innen in kleinen Schritten, wie sie Alltagsaufgaben wieder in den Griff bekommen.
Neue Angebote
Nach einer Operation oder einem Unfall hilft Bewegung, um wieder auf die Beine zu kommen. Neben der klassischen Physiotherapie gibt es weitere Methoden, die aktivieren und den Heilungsprozess in Bewegung bringen, etwa Tanztherapie oder therapeutisches Reiten. Auch bei psychosozialen Störungen wirken Tiere sehr positiv. Beliebter wird zudem das Klettern zu Therapiezwecken. Damit lassen sich Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugen. Welches Therapieangebot wird wohl morgen besonders gefragt sein? Als angehende Fachkraft solltest du dich darüber auf dem Laufenden halten.
Zwischen Therapie und Wellness
Viele Menschen legen heute großen Wert auf ihre Gesundheit. Sie setzen auf Sport, Bewegung und ausgewogene Ernährung. Was früher als Therapie galt, läuft heute oft unter dem Begriff Wellness. Fast überall ausgebucht: Kurse zur Stärkung der Rückenmuskulatur. In diesem Bereich entstehen viele neue Angebote. Kurhotels, Thermen und Saunen wollen Kund*innen Mehrwert bieten. Wie wäre es mit einer Kneipp-Anlage oder fernöstlichen Entspannungstechniken? Hast du Ideen, welches Wellness-Angebot gut ankommt?