Wolfgang Miller
ist Drechslermeister und Fachlehrer an der Berufsschule Bad Kissingen.
Handwerkliches Geschick
Wer mit Werkzeugen arbeitet, benötigt handwerkliches Geschick. Da im Kunsthandwerk Details wichtig sind und zum Teil zerbrechliche Gegenstände hergestellt werden, sollte man Fingerspitzengefühl und eine ruhige Hand haben.
Ausdauer und Geduld
Bis ein Werkstück fertig ist, kann es durchaus eine Woche oder länger dauern. Und gerade am Anfang der Ausbildung gilt: üben, üben, üben! Denn nicht immer klappt alles so, wie es soll.
Räumliches Vorstellungsvermögen
Bereits vor Beginn der Arbeit sollte man sich überlegen, wie der fertige Kunstgegenstand aussehen soll. Dafür sind Gespür und Vorstellungsvermögen für Farben und Formen wichtig.
Technisches Verständnis
Im Kunsthandwerk arbeitet man auch mit technischen Geräten wie computergesteuerten Fräsmaschinen, zum Beispiel dann, wenn viele passgenaue Einzelteile erstellt und zu einem Gesamtkunstwerk zusammengesetzt werden.
Fantasie und Flexibilität
Fantasie braucht man für kreative und neue, mutige Ideen. Wichtig ist aber auch, dass man flexibel ist und bereit, ungeeignete Einfälle wieder zu verwerfen.
stellen an der Drehbank gedrechselte Erzeugnisse wie Holzlöffel, Stuhlbeine oder Schubladenknöpfe her – als Einzelstücke, aber auch in Kleinserien. Traditionelle Werkstoffe sind Holz oder Elfenbein. Doch auch Horn, Bernstein, Kunststoffe und Metall gehören zu ihren Arbeitsmaterialien.
stellen in Einzel- oder Serienfertigung Kopien von Zier- und Gebrauchsgegenständen her, die von Künstlern/Künstlerinnen angefertigt wurden. Sie fertigen Gipsformen an, gießen Figuren oder Figurenteile und formen kleine Details frei mit der Hand.
verzieren Glas, aber auch Porzellangeschirr und -figuren mithilfe verschiedener Techniken. Sie malen zum Beispiel Motive und Muster mit der Hand auf oder schneiden Buntglas zu Ornamenten zu. Wusstest du, dass sie auch Kirchenfenster restaurieren?
stellen künstlerische Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände wie Christbaumkugeln, Vasen, Figuren oder Kerzenhalter aus Glas her. Sie fertigen aber außerdem Kunstaugen – nicht nur für Stofftiere, sondern auch für individuelle Augenprothesen in der Medizin.
gestalten und verzieren Glasprodukte wie Türen, Fenster, Vasen oder Schalen, indem sie diese schleifen, gravieren oder bemalen. Aber auch das Restaurieren von Kirchenfenstern kann zu ihren Aufgaben gehören.
gestalten nach eigenen Entwürfen individuelle Schmuck- oder Gebrauchsgegenstände – Ringe, Ketten oder Armreifen beispielsweise. Dabei verwenden sie neben Edelmetall auch Materialien wie Edelsteine. Die Beratung gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben.
versehen die Oberflächen von Zier-, Schmuck- und Gebrauchsgegenständen aus Metall – aber auch aus Kunststoff oder Porzellan – mit Beschriftungen, Ornamenten oder bildlichen Darstellungen. Übrigens arbeiten sie auch mit chemischen Substanzen, zum Beispiel wenn sie Verzierungen in Metalloberflächen einätzen.
verarbeiten Holz beispielsweise zu Skulpturen, Wappen oder Dekorationsartikeln. Außerdem restaurieren sie Bildhauer- und Schnitzarbeiten. War dir bekannt, dass sie ihre Modelle, die als Vorlagen dienen, aus Ton, Plastilin, Wachs und anderen Modelliermassen anfertigen?
stellen hölzerne Spielzeugwaren und Dekorationsartikel nach eigenen Entwürfen oder Kundenvorgaben her und bemalen sie. War dir klar, dass es für Spielwaren Sicherheitsvorschriften gibt, die genau eingehalten werden müssen?
stellen Baukeramik, wie z.B. Fliesen, und Zier- und Gebrauchskeramik her. Sie formen keramische Massen, trocknen, garnieren und brennen sie. Zu ihren Aufgaben können auch Verkauf und Kundenberatung gehören.
stellen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aus Wachs für den häuslichen Gebrauch, aber auch für Kirchen her. Wusstest du, dass sie für Verzierungen auch Blattgold verwenden?
bemalen Gegenstände aus Porzellan wie Geschirr, Vasen oder Figuren. Ihre Motive, die sie selbst entwerfen, sind vielseitig: Landschaftsbilder, Ornamente, aber auch Tiere oder Dekore nach alten Kupferstichen. Dafür braucht man eine ruhige Hand und muss sehr sorgfältig arbeiten.
gießen Glocken, Maschinenbauteile, aber auch Figuren aus Metall. Dabei richten sie sich nach technischen Zeichnungen. Im Kunsthandwerk arbeiten sie zum Teil auch nach eigenen Entwürfen.
stellen kunsthandwerkliche Metallkonstruktionen wie schmuckvolle Fenstergitter oder Treppengeländer her. Sie schmieden, biegen, nieten oder schweißen das Metall. Sie kümmern sich aber auch um die Instandhaltung und Montage.
formen Gebrauchs- und Kunstgegenstände aus Metall, zum Beispiel Schalen und Pokale. Sie setzen dafür Drückformen ein, die sie aus Holz oder Kunststoff herstellen. Auch das Verzieren von Oberflächen oder das Herstellen von Blattgold gehört zu ihren Aufgaben.
entwerfen überwiegend Gegenstände wie Schmuck, Teller oder auch Besteck aus Silber oder Silberlegierungen. Sie stellen Einzelstücke oder kleine Serien her. Daneben reparieren oder restaurieren sie Silberwaren. Du hast sicher schon gehört, dass sie auch mit chemischen Flüssigkeiten zu tun haben, zum Beispiel wenn sie Werkstücke vergolden.
gestalten Denkmäler, Skulpturen oder Grabsteine aus Natur- und Kunststein. Dazu bearbeiten sie das Material mithilfe von Werkzeugen und Maschinen. Wenn sie mit trauernden Angehörigen umgehen, brauchen sie natürlich entsprechendes Einfühlungsvermögen.
vergolden die Oberflächen von Holzrahmen, Möbeln oder religiösen Objekten wie Altären und Heiligenfiguren. Sie restaurieren auch schadhafte Stellen. Zum Vergolden von größeren Kunstgegenständen, zum Beispiel in einer Kirche, arbeiten sie auch vor Ort.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher. Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Dr. Monika Fahn, Geschäftsführung Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Frage: Frau Dr. Fahn, wie sind die Perspektiven für die kunsthandwerklichen Berufe?
Dr. Monika Fahn: Künstlerisches Talent und handwerkliches Geschick sind die Voraussetzung für alle kunsthandwerklichen Berufe. Die beruflichen Möglichkeiten sind vielfältig, verlangen aber ein hohes Maß an Können und Durchhaltevermögen. Als selbstständige/r Schmuckmacher/in oder Keramiker/in ist man neben dem Kunstschaffen auch für den Verkauf seiner Arbeiten verantwortlich. Dafür ist ein Gespür für den Kundengeschmack und ein Basiswissen in Sachen Marketing notwendig. Weitere Einsatzfelder sind die Lehrtätigkeit an Fachschulen sowie eine Beschäftigung bei Designfirmen und Museen.
Handwerkskunst im World Wide Web
In Deutschland entstehen jeden Tag tolle Kunsthandwerksprodukte. Die sind auch international gefragt. Doch wie findet man sie, wenn man in Amerika oder Asien wohnt? Das Internet bietet hier neue Möglichkeiten – beispielsweise spezialisierte Verkaufsportale. Angeboten wird Kunsthandwerk in kleiner Stückzahl. Bei Verkauf eines Produkts gehen einige Prozent vom Endpreis an das Portal. Solche Vermarktungsplattformen sind vor allem für kleine Betriebe interessant, die es sich nicht leisten können, einen eigenen Vertrieb aufzubauen.
Kunde sucht Kunst
Hinter Kunsthandwerk stecken meist viel Handarbeit und Know-how. Deshalb sind die Produkte oft deutlich teurer als die Massenware aus der Industrie. Sich gegen diese Konkurrenz durchzusetzen ist schwer – und vielleicht auch gar nicht nötig. Die Kunsthandwerksbetriebe erobern sich nämlich neue Märkte. Ein wichtiger Trend sind Auftragsarbeiten. Beispielsweise eine einzigartige Holzskulptur, angefertigt exakt nach den Wünschen eines Kunden. Für Fachkräfte bedeutet das: Kommunikationsstärke und Kundenorientierung werden noch wichtiger.
Materialvielfalt gefragt
Glaser/innen arbeiten stets mit Glas? Holzspielzeugmacher/innen nur mit Holz? Das gilt schon lange nicht mehr. Kunsthandwerker/innen finden neue Kunden mit einem ausgefallenen Material-Mix. Trendig wäre etwa eine Kette mit einer Glasmuschel als Anhänger. Oder Wurzelholz als Fuß für einen Metalllampenständer. Solche Ideen finden immer mehr Kunden. Diese sind bereit, für das „gewisse Etwas“ auch mehr Geld auszugeben. Wer viel Fantasie mitbringt, hat zukünftig also die Nase vorn.
Altes Handwerk, neue Technik
Trotz aller Tradition setzen auch Kunsthandwerker/innen vermehrt auf moderne Technik. Sie benutzen Laser zum Zuschneiden oder Gravieren. Am Computer erstellen sie Konstruktionspläne. Manche setzen sogar spezielle 3-D-Drucker ein. Mit denen kann man ein Material Schicht für Schicht zu einem fertigen, dreidimensionalen Produkt aufbauen. Ebenfalls interessant: moderne Elektronik in traditionellen Produkten. Das können zum Beispiel Fliesen mit eingebauter LED-Beleuchtung oder Gartenskulpturen mit Wetterstation sein. Wer so etwas produzieren will, sollte sich gerne mit der neuesten Technik beschäftigen.