Reinhard Krauße
ist Betriebsleiter bei der Weimarer Porzellanmanufaktur und im Prüfungsausschuss der IHK Gera.
Zeichnerische Fähigkeiten
Wir legen Wert auf gute Noten in Kunsterziehung. Unsere Auszubildenden sollten gut zeichnen können, um Verzierungen oder Dekore zu skizzieren. Dabei sollten sie mit Feder und Pinsel gleichermaßen gut umgehen können. Manche Auszubildende bringen eigene Arbeiten mit, da kann man schon gut ihre Eignung erkennen.
Handgeschick und Geduld
Egal ob du ein Objekt mit der Hand bemalst oder die Farbe mit der Spritzpistole, mit Schiebebildern oder mit Stempeln aufträgst: Geduld und eine ruhige Hand sind dabei gefragt. Auch wenn du eine der unterschiedlichen Schriftarten aufmalst, muss jeder Pinselstrich sitzen.
Sorgfalt und Genauigkeit
Um hochwertige Artikel aus Porzellan, beispielsweise Speise- oder Teeservice oder Vasen zu veredeln, werden teure Materialien verwendet. Etwa Kobaltblau, eine sehr wertvolle Farbe, die mittels Spritzpistole aufgebracht wird, und auch Goldpräparate, die mit dem Pinsel aufgetragen werden. Wenn dabei etwas danebengeht, kostet das Geld.
Kreativ sein
Abgesehen von zeichnerischen Fähigkeiten ist es wichtig, kreativ zu sein und ein Gefühl für Farben und Formen zu haben. Die Porzellanartikel werden mit verschiedenen Motiven hochwertig bemalt – da muss man entscheiden, welche Farben zueinanderpassen und wie diese am besten wirken.
Technisches Verständnis
Wenn du in der industriellen Produktion arbeitest und Sanitärkeramik wie Waschbecken oder Fliesen herstellst, lernst du Maschinen und Aggregate zu bedienen. Für den Umgang mit Press- und Gießmaschinen beispielsweise brauchst du technisches Verständnis.
stellen industriell Plastiken oder Gebrauchsgegenstände her. Sie gießen ihre Produkte mithilfe von Gipsformen. Die Formen fertigen sie nach traditionellen Vorlagen oder nach eigenen Entwürfen an.
verzieren Glas und Porzellan und restaurieren historische Malereien. Sie wenden unterschiedliche Techniken an, zum Beispiel Malen, Stempeln, Ätzen oder Siebdruck. Wusstest du, dass sie auch Glas zuschneiden?
stellen Porzellanprodukte vom Geschirr über Fliesen bis hin zu Isolatoren her. Isolatoren werden zum Beispiel in der Elektrotechnik eingesetzt, um den Stromfluss zu kontrollieren. Sie richten die Produktionsanlagen ein, bedienen und überwachen sie und halten sie instand.
malen, spritzen oder drucken Dekore auf Porzellan- und Keramikprodukte und glasieren diese auch. Wusstest du, dass sie Dekore und Schriften auch selbst entwerfen?
fertigen Modelle und Formen aus Gips, Kunststoff oder Metall an, die für die industrielle Produktion von Keramiken benötigt werden. Sie zeichnen übrigens auch Entwürfe für diese Modelle.
stellen Rohmassen aus Ton und Kaolin sowie Glasuren her. Sie modellieren die Formen und fertigen Rohlinge für die Massenproduktion mithilfe von Maschinen. Nach dem Brennen glasieren sie Produkte wie Waschbecken oder Isolatoren, auf Zierkeramik bringen sie auch Dekore auf.
sind Handarbeiter. Sie stellen Ofenkacheln, Geschirr oder Plastiken aus Ton her. Sie arbeiten mit Drehscheiben oder formen mit der Hand. Die Objekte werden gebrannt, glasiert und verziert. Sie beraten auch Kunden und verkaufen Keramik.
bemalen mit der Hand Porzellan oder Tafelservice. Sie beherrschen unterschiedliche Techniken, mit denen sie Motive auf das Porzellan auftragen. Übrigens geben sie durch kleine Details jedem Stück eine individuelle Note.
prüfen Ausgangsstoffe und Produkte. Sie nehmen Proben und bereiten diese für Tests vor. Sie untersuchen, ob Eigenschaften wie Festigkeit den Vorgaben entsprechen. Wusstest du, dass sie die Ergebnisse auch statistisch auswerten?
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher.
Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Christoph René Holler vom Verband der Keramischen Industrie
Frage: Herr Holler, wie haben sich die Anforderungen für Mitarbeiter/innen in der Keramikindustrie entwickelt?
Christoph René Holler: Die Technologisierung bei der Herstellung von Keramiken hat nicht nur zu veränderten Arbeitsinhalten, sondern auch zu erhöhter Verantwortung und gestiegenen Anforderungen geführt. Aus früher handwerklich geprägten, traditionellen Industrieunternehmen sind hochmoderne Fertigungsstätten geworden. Handarbeit wird zunehmend durch automatisierte Anlagen und Robotertechnik ersetzt. Das Berufsbild Industriekeramiker/in wurde diesen Anforderungen angepasst.
Leitend, durchsichtig, stabil wie Stahl
Keramik ist leicht zu verarbeiten. Und es lässt sich in fast jede gewünschte Form bringen. Fügt man der Rohmasse weitere Stoffe hinzu, ist noch mehr möglich: Es gibt zum Beispiel Keramikmassen, die Strom speichern. Und es gibt Keramik, die durchsichtig ist: Solche transparente Keramik wird derzeit etwa für Ceran-Kochfelder verwendet. Es geht aber noch besser: Zukünftige Keramik-Mixe sollen wie normales Fensterglas aussehen. Dabei sind sie viel dünner und trotzdem stabil wie Stahl.
Keramik aus dem Drucker
Mit 3-D-Drucktechnik können Produkte ohne großen Aufwand produziert werden. Das Prinzip: Der Printer baut den gewünschten Gegenstand schichtweise auf. Auch Keramikmasse lässt sich so verarbeiten. Der 3-D-Druck ist zwar – noch – teurer als herkömmliche Verfahren. Auf der anderen Seite geht er schnell und ist flexibel. Außerdem entwickelt sich die 3-D-Druck-Technik rasant und wird immer besser. Fachkräfte werden darüber zukünftig mehr Wissen brauchen.
Mehr Technik, als man denkt
Dass es Tassen, Fliesen oder Waschbecken aus Keramik gibt, weiß jeder. Aber wer ahnt schon, dass es auch technische Keramik gibt? Darunter versteht man etwa Hightech-Produkte für die Automobilbranche. Weil Keramik sehr hitzebeständig ist, verwendet man es dort zum Beispiel für Turbolader. Aber auch für Computer oder Medizintechnik wird Spezialkeramik entwickelt. Hier gibt es immer wieder Neues. Halte dich also auf dem Laufenden!
Spezielles nach Kundenwunsch
Im Keramikhandwerk gibt es einen Trend zu Auftragsarbeiten. Das kann etwa ein persönlich gestaltetes Tellerset ganz nach Kundenwunsch sein. Oder ein einzigartiges Waschbecken im Badezimmer. Immer häufiger fragen Kunden auch nach Keramik, in der elektronische Geräte verbaut sind. Ein Beispiel sind Fliesen mit integrierter LED-Beleuchtung. Für zukünftige Fachkräfte heißt das: Sie müssen nicht nur handwerklich geschickt sein. Ebenso sollten sie wissen, wie man solche Technik einbaut und anschließt.