Frank Teichmann
vom Thüringer Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation.
Mathematisches Verständnis
Für die Arbeit im Bereich der Vermessung bzw. Geomatik solltest du logisches Denken, Verständnis für Zahlen sowie Freude am Rechnen und Knobeln haben. Auf jeder Baustelle müssen Lage und Höhe von Objekten bestimmt werden, oftmals im laufenden Baugeschehen. Vermessungstechniker* innen und Geomatiker*innen kennen dazu immer die richtige Formel, egal wie schwierig sich die Landschaft darstellt.
Gestalterisches Talent, Interesse an IT
Während früher alle Karten von Hand gezeichnet wurden, werden die erforderlichen Daten heute fast ausschließlich mit dem Computer erzeugt oder verarbeitet. Daher solltest du Freude am Umgang mit modernen Computerprogrammen und -systemen haben, angefangen von der Erfassung über die Verarbeitung bis zur Visualisierung in z.B. ansprechenden Karten.
Genauigkeit
Genaues Arbeiten ist eine Grundvoraussetzung deiner Arbeit. Ob bei einer Messung selbst, beim Anfertigen einer Feldzeichnung im Außendienst oder bei der Analyse erfasster Daten – Genauigkeit und Zuverlässigkeit sind unerlässlich, egal ob mit Bleistift oder Computermaus.
Räumliches Vorstellungsvermögen
Bereits vor Beginn der eigentlichen Messung musst du dich vor Ort orientieren können. Bei der Messung im Außendienst solltest du bereits eine Vorstellung entwickeln, wie das Ergebnis auf einer Karte aussehen soll. Umgekehrt solltest du dir beim Lesen einer Karte auch die Örtlichkeit vorstellen können.
Gutes Seh- und Farbunterscheidungsvermögen
Erfassung und Bearbeitung von Geodaten sind in hohem Maß visuelle Prozesse, also mit „Augenarbeit“ verbunden. Sowohl beim Anzielen und Messen im Außendienst als auch beim Darstellen in farbigen Karten und Plänen musst du dich auf deine Augen verlassen können.
Geodaten sind Informationen über die Beschaffenheit von Landschaften oder die Lage von Grundstücken und Gebäuden. Assistent*innen für Geovisualisierung erfassen diese Daten mit speziellen Softwareprogrammen und bereiten sie auf. Luft- oder Satellitenbilder können sie dann in fotorealistische Abbilder der Landschaft umwandeln.
verarbeiten Daten über geografische Räume zu Karten und Grafiken, dreidimensionalen Darstellungen und multimedialen Anwendungen. Sie führen entweder selbst Vermessungen durch oder verwenden Geodaten von anderen Anbietern. Wusstest du, dass sie auch zum Thema „Standortplanung“ Beratungen anbieten?
führen technische Vermessungen im Gelände durch, um zum Beispiel den Grenzverlauf eines Grundstücks oder die geologischen Verhältnisse von Rohstofflagerstätten festzuhalten. Die Ergebnisse bereiten sie am Bildschirm zu Karten und Übersichten auf. Es gibt zwei Fachrichtungen: Bergvermessungstechnik oder Vermessungstechnik.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher.
Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit Christof Rek vom DVW – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement
Frage: Herr Rek, was tut sich in der Vermessung?
Christof Rek: Die Aufgaben in der Geodäsie sind sehr vielseitig. Vermessungstechniker/innen werden auch zukünftig nicht nur im Hoch- und Tiefbau dringend benötigt. Die Kollegen und Kolleginnen arbeiten auf Baustellen mit modernster Technik, zum Beispiel mit Laserscannern oder mit GPS. Zukünftig werden auch viele Geodaten in 3-D darzustellen sein. Hierfür werden hochkomplexe Softwarepakete wie GIS eingesetzt. Stellen finden sich in der Verwaltung und bei freiberuflichen Unternehmen.
Wissen aus der Datenbank
Die Daten aus einer Vermessung werden heute in sogenannte Geoinformationssysteme (GIS) eingepflegt. Das sind spezielle Computer-Datenbanken. Sie werden zum Beispiel für Tiefbauprojekte gebraucht. Eignet sich der Untergrund für schwere Brückenpfeiler? Wie verlaufen Gas- und Stromleitungen? All das wird im System vermerkt. Fachkräfte gewinnen neue Geodaten und pflegen diese in die Bestände ein.
Karten nach Kundenwunsch
Kartenmaterial wird künftig Maßanfertigung sein. Für Baubehörden werden zum Beispiel geologische Pläne angefertigt. Für Navigationsgeräte werden detaillierte Abbildungen des Straßennetzes benötigt. Eine Reiseführer-App hingegen stellt die Lage von Hotels, Banken oder Restaurants interaktiv dar.
Hightech-Einsatz
Außeneinsätze werden immer ein wichtiger Teil der Arbeit im Bereich Vermessung und Geoinformation sein. Eines ändert sich aber: die Werkzeuge, die dabei eingesetzt werden. GPS oder Lasermessgeräte sind heute schon „klassische“ Arbeitsmittel. In Zukunft werden weitere technische Neuerungen hinzukommen. Flugdrohnen mit Kameras beispielsweise. Diese könnten für Luftbildaufnahmen kleiner Gebiete eingesetzt werden. Für größere Flächen werden Satellitenaufnahmen ausgewertet. Gerade im technischen Bereich solltest du unbedingt auf dem neuesten Stand sein.
Die Stadt im Computer
3-D-Modelle von Häusern, Straßen oder Stadtteilen sind nicht nur für virtuelle Rundgänge interessant. In Zukunft könnten sie beispielsweise für die Bauplanung eine größere Rolle spielen. Damit möglichst genaue 3-D-Modelle entstehen, sind wiederum Vermessungsfachleute gefragt. Per Laser scannen sie zum Beispiel die Position denkmalgeschützter Häuser ein. Das kann für die Planung eines neuen U-Bahn-Tunnels gebraucht werden. Je nach geologischem Untergrund müssen Vorkehrungen getroffen werden, um die wertvollen Gebäude nicht zu beschädigen.