Brigitte Ross
ist Vertreterin des Schulleiters am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Weiden.
Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz
Wer einen Fremdsprachenberuf ergreift, muss mehr zu bieten haben als die bloße Liebe zu Sprachen, wozu übrigens auch die eigene Muttersprache gehört. Man muss „in der Welt zuhause sein“ und über interkulturelle Kompetenzen verfügen. Im arabischen Sprachraum werden Frauen manchmal mit „Mädchen“ tituliert. In unserem Sprachraum wäre das politisch nicht korrekt. Wenn amerikanische Jugendliche sich als „brothers“ bezeichnen, heißt das noch lange nicht, dass tatsächlich verwandtschaftliche Verhältnisse vorliegen.
Lernkompetenz und Genauigkeit
Sprache und Kultur unterliegen einem ständigen Wandel. Umso wichtiger ist es, gerade im fremdsprachlichen Bereich jederzeit am Puls der Zeit zu bleiben. Branchen und Produkte entwickeln sich weiter. Im gleichen Tempo muss dies auch ein*e Sprachmittler*in tun. Darüber hinaus kommt es auf Genauigkeit an. Nur so kann die hohe Qualität geliefert werden, die im Bereich der Fremdsprachenberufe erwartet wird.
Organstionstalent und Multimediakenntnisse
Zeit ist bekanntermaßen Geld. Ein gewisses Organisationstalent, verbunden mit ausgezeichneten Multimediakenntnissen, erleichtert nicht nur die Arbeit im fremdsprachlichen Bereich, sondern sorgt auch für größtmögliche Effizienz, egal ob beispielsweise als selbstständige*r Übersetzer*in und Dolmetscher*in oder als angestellte*r Fremdsprachenkorrespondent*in.
Flexibilität
Viele meinen fälschlicherweise, Fremdsprachenberufe sterben aufgrund der Digitalisierung langsam aus. Dem ist definitiv nicht so. Zum einen steigt die Anzahl der fremdsprachlichen Kommunikationen sowie der weltweiten Übersetzungs- und Dolmetschaufträge durch die zunehmende Globalisierung immer mehr an. Ohne maschinelle Übersetzungstools wäre diese enorme Nachfrage gar nicht zu bewältigen. Zum anderen wandeln sich die Fremdsprachenberufe durch die Digitalisierung genauso wie alle anderen Berufe. Neue Tätigkeitsfelder entstehen. Klassische Übersetzungen nehmen ab, dafür nehmen die Aufträge im Bereich des Pre- und Post-Editing zu. Dabei bereitest du Texte für die maschinelle Übersetzung vor oder nach. Ein*e Dolmetscher*in muss nicht mehr unbedingt vor Ort anwesend sein, da Ferndolmetschen (z. B. mittels Videokonferenz) immer gefragter wird.
Software- und Hardware-Kenntnisse
Egal ob es um den PC am Arbeitsplatz oder um die Technik in den Dolmetscherkabinen geht, Sprachmittler*innen müssen sich mit der von ihnen eingesetzten Hardware auskennen. Gleiches gilt natürlich auch für die Software. Hier gilt es beispielsweise Schreib-, Tabellenkalkulations- und Präsentationsprogramme sowie Projektmanagement- und Übersetzungsprogramme zu beherrschen.
beherrschen mindestens zwei Sprachen perfekt. Als Dolmetscher/in übersetzen sie das gesprochene Wort, als Übersetzer/in das geschriebene. Übersetzer/innen fassen auch Texte in einer Fremdsprache zusammen. Wusstest du, dass es auch Flüsterdolmetschen gibt – wenn zum Beispiel während einer Konferenz alle Reden für eine Person in die Muttersprache übersetzt werden?
bearbeiten in Handels- und Produktionsunternehmen die Korrespondenz mit ausländischen Geschäftspartnern. Sie schreiben Geschäftsbriefe nach Vorgaben, übersetzen Verträge und stellen Rechnungen aus. Sie übernehmen auch einfache Dolmetschertätigkeiten.
arbeiten im grenzüberschreitenden Handel. Angebote und Aufträge bearbeiten sie in einer Fremdsprache, häufig auf Englisch. Auch Telefonate in der Fremdsprache gehören zu ihrem Berufsalltag.
sind in der kaufmännischen Sachbearbeitung und im Sekretariat tätig. Sie erledigen den fremdsprachigen Schriftverkehr, übersetzen Unterlagen und erfüllen Dolmetscheraufgaben. Zudem bereiten sie Daten für das mittlere Management auf und übernehmen Organisationsaufgaben.
Auszubildende, die eine duale Ausbildung machen, also im Betrieb und in der Berufsschule lernen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Schulische Ausbildungen werden zumeist nicht vergütet. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei Pflegeberufen.
Für manche Ausbildungen können Gebühren anfallen, insbesondere an privaten Schulen. Öffentliche Schulen sind dagegen in der Regel gebührenfrei. Trotzdem können Kosten entstehen, zum Beispiel für Bücher. Auszubildende können finanzielle Unterstützung beantragen. Bei schulischen Ausbildungen ist BAföG möglich, bei betrieblichen Ausbildungen eine Berufsausbildungsbeihilfe.
Manche Ausbildungen werden recht häufig angeboten, andere sind dagegen eher selten. Wieder andere gibt es bevorzugt in bestimmten Regionen. Ausbildungsplätze in deiner Nähe findest du unter:
www.regional.planet-beruf.de
Es kann sich aber lohnen, wenn du regional flexibel bist! Wichtig ist, dass du dich für einen Beruf entscheidest, der deinen Stärken entspricht und dich interessiert.
Interview mit André Lindemann vom Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ)
Frage: Herr Lindemann, was gibt es Neues in Ihrem Bereich?
André Lindemann: Die Nachfrage nach Übersetzungs- und Dolmetschleistungen ist ungebrochen groß. Zunehmend erwarten die Auftraggeber eine schnelle Lieferung der Übersetzung und beauftragen die Dolmetscher erst knapp vor einer Veranstaltung. Trotzdem muss die Qualität stimmen. Daher spezialisieren sich immer mehr Übersetzer/innen und Dolmetscher/innen auf bestimmte Fachgebiete, um innerhalb einer relativ kurzen Zeit gute Arbeit leisten zu können.
Übersetzungen mit Fachgebiet
Viele Übersetzer/innen spezialisieren sich heute auf ein Fachgebiet. Gerade bei komplizierten Produkten im medizinischen oder technischen Bereich ist das sinnvoll. Wer sich einarbeitet, hat einen Wissensvorsprung. Ein Beispiel? Um Computerhandbücher zu übersetzen, musst du zahlreiche Fachausdrücke lernen. Übersetzt du viele Fachtexte, wirst du irgendwann zum Profi in deinem Bereich. Das freut mögliche Auftraggeber.
Mehr Service
Um neue Kunden zu gewinnen, bieten Übersetzungsbüros zusätzliche Dienstleistungen an. Ein Beispiel dafür ist die Zollabwicklung. Wenn man Produkte über die Grenze bringen muss, nehmen die Formalitäten oft viel Zeit in Anspruch. Die aber ist knapp, etwa wenn Lebensmittel transportiert werden. Spezialisierte Fremdsprachenfachkräfte übernehmen diese Zollabwicklung für ihre Kunden – und sammeln mit diesem Spezialservice kräftig Pluspunkte. Hast du neue Ideen, die ebenfalls gefragt sein könnten?
Spezielle Software
Der Computer ist als Hilfsmittel aus diesem Berufsfeld heute nicht mehr wegzudenken. Schriftdolmetscher nutzen zum Beispiel spezielle Programme zur Spracherkennung: Ein Dolmetscher spricht alles Gehörte gleich in ein Mikrofon. Eine Software setzt es in geschriebene Sprache um. Dadurch erreicht man eine hohe Geschwindigkeit. Außerdem gibt es sogenannte Translation-Memory-Systeme. Sie speichern ganze übersetzte Abschnitte. Taucht dieselbe Formulierung wieder auf, macht das System automatisch einen Vorschlag. Das erleichtert die Arbeit.
Interkultureller Austausch
Ausgezeichnete Sprachkenntnisse sind die Basis in diesem Berufsfeld. Selbstverständlich solltest du aber auch die Kultur und Gebräuche anderer Länder kennen. Chinesischer Geschäftsbesuch steht an? Es ist gut zu wissen, dass Weiß als Trauerfarbe gilt. Bei der Anrede verwendet man erst den Nachnamen, dann den Vornamen. Ein Gastgeber sollte so etwas wissen: Je mehr deutsche Unternehmen Geschäfte mit dem Ausland machen wollen, desto gefragter werden Fachleute für andere Sprachen und Kulturen.